Choke Nachschlag…aus alt mach neu?

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Aufgrund des letzten Choke Artikels haben mich einige Leser angemailt und gefragt. was denn nun mit ihren bewährten Flinten mit Festchokes geschehen kann.

Gerade im Hinblick auf WE und Alternativschrot taucht diese Frage immer wieder auch in Foren auf.
Also , dafür ist der Flintenblog da und so hier mal wieder meine unwesentliche Meinung : 😉

Viele Jahre war die Kombination voll/halb Choke bei unseren Flinten usus.
Diese Kombination hatte durchaus ihren Gebrauchswert, aufgrund der Jagdverhältnisse UND der recht phantasielosen Patronenkonfigurationen.
Aber Jagdverhältnisse und Technik veränderten sich,…leider nicht das Fachwissen unserer Ausbilder und der Funktionäre.

So blieb man stur bei der o.g. Ausstattung der Flinten, redete den Jagdaspiranten ein, dass man mit Festchokes Gewichtsvorteile hätte, sie nicht reinigen müsse und für den allerheiligsten Ritus des DJV Winke- Spielchens Streupatronen und grüne Weste ausreichten.

As Time goes by…
Heute lässt man sich so einen überholten Unsinn (hoffentlich) nicht mehr einreden !
Nein?
Doch leider…es gibt noch genügend Jungjäger, denen man diesen Quatsch erzählt und die dann pflichtschuldig den gebrauchten Festchoke-Püster von Opa Schnurrenhein übernehmen.
Mein Kommentar dazu: Pfui Teufel…was für Kameradenschweine!

Die zweite Kategorie von Besitzern von Festchokeflinten sind aber „ die mehreren“.
Gott sei Dank!

Dies sind Jäger, die irgendwann mal ihre Idealflinte gefunden haben. Das Ding passt! Das Ding schießt und trifft. Sie sieht gut aus und ist eben „überhaupt perfekt“.
Man will sich davon nicht trennen und da man die Treue einer Flinte mit Treue zu ihr belohnt, wird man sie auch nicht wegen Stahlschrots in Pension schicken !
(Übrigens:…bei der Treue zu Ehe-Frauen wäre die Scheidungsrate in DE deutlich geringer…wenn Frauen mehr wie Flinten wären ?..)

Was ist nun zu tun, um moderne Patronen, Alternativschrote und neue Choketechnik in der alten Flinte zu benutzen?
Es ergeben sich im Prinzip zwei Problembereiche:

Der erste ist der Einbau der Chokes:

Nur Flintenläufe mit Substanz, also entsprechender Wandstärke eignen sich zum Einbau.
Diese muss also vom Fachmann vermessen werden ! Erst wenn hier das OK gegeben wird, kann auch der Lauf aufgerieben und mit einem Gewinde versehen werden.
Die dann eingebauten Chokes gehören meist schon zum „langen Typ“.

Der Nachkauf von mündungsbündigen und verlängerten Chokes stellt dann nur noch eine rein
finanzielle Herausforderung dar.

Als Randnotiz :
Schon fast typisch deutsch ist die irrige Annahme, dass nur eine einzige Firma in DE einen nachträglichen Einbau von Chokes vornehmen kann.
Richtig ist : wer Reibahlen und Gewindeschneidwerkzeug entsprechenden Maßes besitzt oder sie bei einer Firma im Allgäu mietet, kann nachträglich Chokes einbauen (sofern er über die handwerkliche Fähigkeit verfügt).
Die immer wieder ins Gespräch gebrachte Ulmer Firma implantiert sehr professionell hochwertigste Chokes eines bestimmten US Herstellers. Sonst nix!

Chokes zum nachträglichen Einbau gibt es zur Genüge und sie werden von in und ausländischen Handwerkern fachgerecht eingebaut.!

Erfahrung und Maschinenpark sind aber extrem wichtig ! Aus diesem Grund mendelte sich eine Firma für diese Arbeiten zum „Geheimtip“

Nebenbei könnte sich vielleicht ein Blick über den Tellerrand lohnen?! …wie so oft in der bundesdeutschen Flintendiaspora.

Empfehlenswert ist aber auch, eine Abflachung (Verlängerung) der Übergangskonen , denn es scheint, dass eine solche Kombination eine gute Deckung begünstigt.

Nun kommen wir zum zweiten Problembereich:
Beschuss und Weicheisen!

Selbstverständlich ist nach o.g. Arbeit auch ein erneuter Beschuss der Waffe nicht nur vorgeschrieben, sondern auch erwünscht.

Allerdings sind die meisten Flinten die so modernisiert werden sollen in Normal- Kalibern wie 12/70 oder evtl. 20/76 .

Es gibt 3 Arten von Weicheisenpatronen:
SPORTschrotpatronen (~ 2,4mm) die fast aus allen Waffen mit allen Chokes verschossen werden können.
JAGDpatronen mit niedrigem Gasdruck ; m.E. derzeit nicht sehr effektiv!
JAGDpatronen mit erhöhtem Gasdruck die NUR in entsprechend beschossenen Waffen und
Chokes genützt werden dürfen.
Weicheisenschrotpatronen benötigen also, wenn sie in jagdlich effektiven Schrotkörnungen verschossen werden sollen, einen höheren Gasdruck, was den sogn. verstärkten Beschuss (Magnumbeschuss) notwendig macht.
Ob dies bei der einzelnen Flinte gut geht ? Eher nicht!
Man sollte skeptisch sein und auf Experimente mit dem treuen Stück aus alten Tagen verzichten !

Wohlgemerkt: Chokeeinbau und Normalbeschuss im gehabten Kaliber einer gut erhaltenen Flinte stellen wenig Risiken dar.
Verstärkter Beschuss plus Stahlschrotprüfung einer 12/70 oder 20/70 sind allerdings riskant und man sollte darauf verzichten.
Ebenso sollte man auf alle Experimente mit 16er Flinten verzichten, da das geringe Munitionsangebot den Gebrauchswert dieser (manchmal recht schönen) Stücke leider ad absurdum führt.
Nicht umsonst sind die Gebrauchtregale voll von diesen Gewehren, die zu lächerlichen Preisen in oft entsprechend lächerlichem Zustand angeboten werden.

Wer seine Flinte mit neuen Chokes versehen hat, braucht sich über Sportschrot in Weicheisen keine Gedanken zu machen.
Auf der Jagd ist auf die zugelassenen Patronen und die maximale Choke-Verengung 0,5mm , zu achten und die Schussentfernung anzupassen um ausreichende Wirkung zu erzielen.
Genaue Auskunft Hier per Weicheisen-PDF

Auch ist die Verwendung von Tungsten , Wismuth oder anderen hochwertigen Alternativschrotarten ein gutes Mittel die alte Waffe weiter dort einzusetzen wo Blei verboten ist.
Solche Patronen sind zwar unverschämt teuer, doch fällt der Preis bei einer Gesamtbetrachtung von Strecke und anderen Jagdkosten kaum ins Gewicht.(Überlegen Sie mal was ein moderner Geländewagen heut an Sprit, Versicherung und Steuern kostet, und wie oft sie seine Stärken WIRKLICH brauchen) 😉

Der Umbau auf Wechselchokes kann den Gebrauchswert der Waffe erweitern, wenn die Anforderungen der Jagd oder des Sportes dies erfordern.
Oftmals ist aber auch schon das (wesentlich billigere) Aufreiben der Fest-Chokes und die Auswahl einer neuen Patronensorte, als Alternative zu bevorzugen.

Eine objektive Kosten/Nutzenrechnung fällt in fast jedem Falle negativ aus, dessen sollte sich jeder klar sein der so ein „Tuning“ erwägt.
Aber wer ist schon objektiv wenns um Waffen geht?

Meine persönliche Entscheidung bei meiner „Altflinte“ :
Patrone optimiert auswählen und nur dort benutzen, wo für die treue alte Flinte die Blei-Welt noch in Ordnung ist…überall sonst: moderne Flinte mit überbohrten Lauf, langem Übergangskonus, langen Wechselchokes und Stahlbeschuss.

Bunduki

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