Schaft-basteleien… noch ein Weg zum persönlichen Schaft

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I did it my way…! Sang schon Sinatra und recht hatte er.

Je mehr man über Waffen lernt , desto mehr man bewusst schießt , jagt und natürlich Fehler macht, sucht man Fehlerquellen.

Die größte , sich selbst, kann man mit systematischem Lernen, Training und Selbstdisziplin verbessern…bleiben tut aber noch das vermaledeite Material.

In einem der letzten Blogs sahen wir den Zusammenhang und die Parallelen bei Büchsen und Flintenschäften und mussten erkennen ,dass wenn beide Schießarten gut ausgeführt werden sollen ,auch Schaftmaße angeglichen werden müssen.

Da nun die Zeiten sind, wie sie nicht sein sollten, Geld nur selten im Überfluss vorhanden ist ,Schäfter und neue maßgearbeitete Schäfte aber viel Geld kosten, hier nun ein paar kleine Tipps, wie der halbwegs handwerklich begabte, sich seinen Schaft individualisieren kann und /oder sich die Grundmaße für den passenden Büchsen oder Flintenschaft erarbeiten kann.

Zunächst das wichtigste:
Um den Schaft anzupassen, damit sich die ganze Arbeit lohnt, sollte auf jeden Fall ein brauchbarer Anschlag und eine Trefferquote von mindestens 70% im Parcours erreicht sein.
Solange schwere Fehler im Bewegungsablauf vorhanden sind, lohnt sich weder Bastelarbeit noch der Gang zum Schäfter.
Das einzige was erreicht würde , wäre ein halbherziger Versuch Fehler des Schützen mittels eines somit falsch dimensionierten Schaftes für alle Zeit zu manifestieren.

Wie und womit gemessen werden kann, dazu gab es schon diverse Artikel im Blog.
Hier einer der zu den nachfolgenden Arbeiten passt.

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Das „Schaftbasteln“ geht mit vielen Schießstandbesuchen einher. Immer wieder, werden neue Formen oder Längen ausprobiert und analysiert.
Somit ist auch wichtig, nach jeder Veränderung des Schaftes, die gleichen Taubenpräsentationen oder bei der Büchse die gleichen Schießweisen anzuwenden.
Manchmal ziehen sich solche Experimente über Monate hin, manchmal gerät man in eine Sackgasse, wo nur noch der professionelle Rat eines Schießlehreres hilft…

Fängt man jedoch gleich vor der Bastelei an, sich professionellen Rat zu holen, kann man sich so einige Umwege, auch in der Bastelei, sparen.

Gute Hilfe, wenn der Schießstand nicht gleich um die Ecke liegt, bieten Laserpatronen und Laufeinsätze wie hier beschrieben.

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und hier noch die „Weiterentwicklungen“

Man sollte nicht auf die Zeit achten und penible Milchmädchenrechnungen erstellen, ob und wie viel man nun gegenüber dem Büchsenmacher spart.
Es geht um das praktische Erfahren der Umsetzung von Bewegung in technische Daten und dieses sich „in die Waffe einfühlen“ , macht Heidenspass und am Ende ist man unglaublich stolz auf „seinen Schaft“.
Es geht um „learning by doing“
Denn die Erkenntnisse die man gewann, erreichte man durch persönliche Erfahrung, die wiederum unbezahlbar ist.

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Da sich die Anschaffung eines wirklich universellbaren Schaftes nur für wenige Profischützen und Fitter lohnt,ist der Weg zum Do it Yourself ,gerade bei bescheidenem Budget, nicht abwegig.

Nun also los mit der Arbeit!
Zunächst sollten man festlegen, womit gearbeitet werden soll.

Ein wertvoller Schaft an der Waffe, sollte nicht mit Feilen und Sägen maltretiert werden, wenn das Ziel nicht genau feststeht und/oder die Fachkenntnisse des Hobbybastlers noch nicht so ausgereift sind.

Ideal ist ein preiswerter Ersatzschaft. An ihm kann gefeilt und geraspelt werden, ohne dass Schaden entsteht.
Erhältlich sind Gebrauchtschäfte für fast alle Waffen bei den Auktionshäusern, bei Schäftern, Bümas und Schießschulen.
Oft sind dies hemmungslos gekürzte Schäfte, manchmal auch nagelneue Fabrikschäfte mit Standartmaßen, deren Besitzer sich schon einen Maßschaft hat machen lassen.

Natürlich können Ersatzschäfte aller namhaften Hersteller, über den in- und ausländischen Fachhandel bezogen werden.

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Im Bild zwei Schäfte :
links neu Parallelschaft für Browning (neu 120 Euro gebr.ca 40 euro)
rechts gebrauchter Trapschaft f. Browning,Miroku (neu 360 Euro gebr.ca 50Euro)

Bevor es ans Grobe geht, hier einige praktische Hilfsmittel, die kleine aber wichtige Veränderungen hervorrufen, ohne dass dabei große Büma-arbeit notwendig wird und die
oft schnelle und einfache Hilfe bringen.

Für professionelle Ausbilder sind diese Dinge Standart .

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Diese Combraiser sind in 5,10 und 15 mm erhältlich.

Ein sogn.Combraiser aus Gummi erhöht Ihren Schaftrücken in verschiedenen Stufen ab 5mm.
Wer „nur „ dieses Problem hat, der kaufe sich einen mit Leder überzogenen und spare sich weiter Arbeit.
Die Combraiser befestigt man mit Montageband aus dem Baumarkt.

Um die Schaftlänge zu variieren, braucht’s eine passende Schaftkappe.
Doch bis man das richtige Maß ermittelt hat, genügen einfache 2mm starke Holz-,Plastik- oder Leder-Schablonen, die man untermaßig dem Schaftprofil anpasst und nach und nach ans Schaftende schraubt.Voraussetzung sind entsprechend lange Schauben.

Durch Beilagscheiben oder halbierte Schablonen ist auch ein passender Pitch zu simulieren.
Auch ein Schaftschuh,also eine Manchette die man übers Schaftende stülpt, hilft,denn im Inneren kann man unterschiedliche Längen und Pitches durch Einlagen simulieren.
Aber nicht vergessen.Diese Hilfsmittel verbreitern auch das Schaftende!

Damit man auch mit einem solchen Provisorium aus Unterlagscheiben Schießen kann, ohne Hängen zu bleiben, verkleide man das ganze mit ordinärem Duct tape.

Und schießen müssen Sie mit Ihren Basteleien solange, bis sie einen Vorteil oder Nachteil in Ihrer Schußleistung erkennen.
JEDE Veränderung die am Schaft vorgenommen wird, verbessert die Trefferquote oder verschlechtert sie.
Auch singuläre kleine Veränderungen haben ihre Wirkung ,wenn sie zeitnah zum Umbau getestet werden und dem Körper keine Zeit gegeben wird sich auf fehlerhaftes Schaftmaterial einzustellen.!

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Etwas ruppiger sehen die Arbeiten aus, wenn Senkung vom vorhandenen Schaft weggenommen werden soll. Jetzt kommen raspeln und Feilen zum Einsatz.
Bitte Vorsicht walten lassen und in kleinen Schritte arbeiten!

Nach dem gefeilt und geraspelt wurde, verkleiden sie die raue Arbeitsebene des Schaftes am besten mit glattem Klebeband wie z.B.Aluband. Das führt dazu, beim Anschlag kein zu exotisches Gefühl an der Wange zu haben.
Robustes Aluband hat sich auch dort bewährt, wo Schäfte im Finish reastauriert werden und man die Fischhaut „schleiffest „ abdecken will.

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Einem Schaft mehr Substanz in der Breite zu geben oder auch den Schaftrücken aufzubauen und ihn gleichzeitig mit Schränkung zu versehen , ist ein leichtes mit Spachtelmasse.
Holen Sie sich aus dem Auto- oder Bastelzubehörgeschäft schnell bindende Spachtelmasse.
Damit den „Schaft zu formen“ ist kinderleicht.
Tragen sie Schichenweise auf, wo sie es für nötig halten und nach dem Aushärten bearbeiten/glätten Sie das ganze auf die gewünschten Maße und Formen.
Vergessen Sie auch nicht: mit dieser Methode ist es sehr einfach, sich einen fast orthopädischen Pistolengriff nach Gusto zu gestalten.
Fingerrillen, Handschweller …nix ist unmöglich.

Spachtelmasse ist leicht zu bearbeiten , Feinarbeiten sind, ebenso wie das Grobe, kein Problem.

Halten sie genügend Schleifpapier vorrätig und einen kräftigen Staubsauger für die unvermeidliche Sauerei.
Verkleiden Sie den Schaft nun mit Tape, um eine angenehme „schiessbare „Oberfläche zu erhalten ..

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Gerade Schützen die ihre SLF mit Kunsstoffschaft auch an opassen wollen ,stießen bisher mit den mitgelieferten Shims (den Zwischenstücken zum Systemkasten) an die Grenzen.
Spachtelmasse,Epoxidharze und Epoxigfüllmassen helfen hier gewaltig,weil der Veränderung des Schaftes keine Grenze mehr gesetzt ist.
Diese Bastler unter den Schützen, verkleiden Ihren mit Spachtelmassen auf Maß gebrachten Holz oder Plastik-Schäfte mittels Epoxiharzen und Glasfaser-, Kohlefaser- oder Aramidgeweben.
Nach einer recht stinkigen Schleiforgie,in denen die aufgetragenen Gewebe geglättet werden , geht dann meist ein Künstler mit der Airbrushpistole ans Werk.
Nicht jedermanns Geschmack , aber eine kostengünstige Variante sich einen SEHR individuellen Schaft zu formen und gestalten.
Formen, Farben, Oberflächen …ohne Grenzen

Der Umgang mit Epoxiharz will jedoch vorher ausgiebig geübt sein. Dosierungen und Gebrauchsanweisungen sind genau zu beachten.Eine exakte Feinwaage unumgänglich!!

Wer dem ganzen einen gewissen militärischen Chick geben möchte oder zu den men in black gehört ,der hat neuerdings die Möglichkeit mittels eines einfachen (wenn auch nicht billigen) Sprays eine sehr robuste Gummischicht nahtlos auf den Schaft aufzutragen. Das Wundermittel heißt Plasti Dip Spray oder in der Dose schlicht Plasti Dip und ist bei einem großen deutschen Ausrüster für Elektronik und Bastelbedarf zu haben.Lt Firmenangaben eine doppelt so hope Durchschlagsfestigkeit wie Schrumpfschlauch,was den Schaft extrem robust macht.

Der letzte Bereich ,vor und während des Schießens, ist die mysteriöse Balance einer Flinte.
Gemeint ist hier nicht der faktische Schwerpunkt, der leicht festzustellen ist ,sonder das ganz persönliche Gewichtsempfinden einer Waffe durch ihren Schützen.

Ist der Schaft zu schwer, die Waffe also hinterlastig, nimmt man einfachst Holz aus dem
Schraubenkanal weg.
Dazu bietet der Heimwerkerhandel diverse Raspeln und auch praktisches Gerät für die
haushaltliche Bohrmaschhine an.

Etwas Gewicht dazu zugeben ist auch nicht schwer. Ein Leinensäckchen mit Bleischrot gefüllt und innerhalb des Schraubenkanals mit abgelängtem Baustyropor fixiert, erfüllt den Zweck.
Im hohlen Plastikschaft sollte solches Zusatzgewicht natürlich mit Bauschaum gesichert werden.

Wer mehr Flexibilität haben will , der baue sich ein simples Balance-system selbst.
Man nehme eine Papprohr, das in dem Schraubenkanal passt, verfestige es außen mit Epoxiharz und Glasfasermatte um einen satten Sitz zu erreichen.
Um besonders viel Gewichts-Spielraum zu erreichen , kann man den Kanal noch aufweiten.

Die Röhre nimmt nun die besagten Leinensäckchen mit Bleischrot auf ,die in der Hülse wiederum mit Bauschaum ,Silikon oder Baustyropor fixiert werden.
So kann das Homemade -Balance-system jederzeit entfernt werden oder mittels neuer Säckchen schwerer oder vice versa leichter gemacht werden.Selbst die Lage des oder der Gewichte/Säckchen ist mittels Silkonspritze leicht und variabel festzulegen.

Beim Probeschießen begnügt man sich nicht mit einigen Schüssen auf die Standard- Traptaube.
Nachdem Sie zuhause alles mit der Laserpatrone schon überprüft haben, folgen nun die Kontrollschüsse.
Besuchen Sie zunächst die Anschussscheibe, um den Sitz der Schrotgarbe zu ermitteln und somit festzustellen ob Ihre Senkung und Pitch nach der Vorarbeit mit dem Laser stimmen.

Schießen Sie auf unterschiedliche praktische Entfernungen ab 10 m auf die Scheibe und kontrollieren sie den Sitz der Garbe.
ZIELE Sie nicht sondern gehen sie aus der Grundhaltung in den Anschlag und schießen Sie ohne „Kopfpositionierungsgewackel“ in einer zügigen Bewegung.
Schießen sie mehrmals und um sich selbst auszutricksen, lassen sie sich von einer Hilfsperson ein Schusskomando geben.
Vergessen Sie nicht das gerade erfarene Schützen dazu neigehn ,sich schon nach wenigen Schüssen auf eine neue Flinte einzustellen.Die Adaptionsfähigkeit von guten Schützen ist nicht zu unterschätzen!

Führt dies zum gewünschten Ergebnis, geht die Reise weiter.
Bei jagdlich und im Parcours genutzten Waffen, sollte man nun erst Überkopftauben schiessen ,um die Schaftlänge zu kontrollieren.
Ist der Schaft zu kurz rutscht der Kopf nach vorne , die Schulter heben sich grotesk und es sieht so aus, wie es eben auf deutschen Schießständen oft aussieht: traurig

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Ist der Schaft zu lang sieht’s genauso traurig aus, aber die arme linke Hand verliert den Kontakt und die Führung zum Vorderschaft, der Kopf seine Position am Schaft, der ganze Körper verbiegt sich wie eine Banane und das Ziel ist auf und davon.
Die richtige Schaftlänge liegt dort, wo weder Rücken noch Schulter sich verbiegen, der Kopf elegant am Schaft bleibt und die linke Hand ihre Führung bis zum Ende nicht verliert.

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Ist man auch hier zufrieden, geht’s zu den Quertauben.
Schießen Sie ruhig und konzentriert mit festem Auge auf den Zielraum.
Schießen Sie ohne Zögern und Nachbesserung der Kopfhaltung.
Bei diesem ersten Kennenlernen und Eruieren des Schaftes ist es nicht verkehrt, jemand kundigen zur Seite zu haben, der einem beim Schießen über die Schulter schaut und auf Anschlagfehler aufmerksam macht.
Haben Sie niemand, dann hilft vielleicht Technik: Lassen sie sich von hinten mittels Handy filmen.
Auch bei Quertauben sollte Schulter und Rücken eine Symmetrische Figur abgeben.
Abstraktes Verbiegen und Schultersenken nach einer Seite führt zum Führungsverlust des
Zielauges (Kontakt des Wangenknochens mit dem Schaft).

Stimmt auch hier alles , stellen Sie das Gewehr eine Woche in den Schrank und nutzen es dann zu einem ganz normalen Schießstandbesuch.
Schießen sie nun ihre Durchgänge wie gewohnt. Haben Sie alles richtig gemacht, sollte sich nun eine Stabilisierung Ihrer Trefferquote einstellen.
Die nun gewonnenen Schaftmaße können sie dann getrost Ihrem Schäfter übergeben.

Dies ist sicher nicht der kürzeste Weg zum Maßschaft , aber einer der dem selbstkritischen Schützen sehr viel über sich selbst, seine Fehler und Eigenheiten verrät, der den Hobbybastler befriedigt,den Geldbeutel schont und vor allem einem in langen Wintermonaten eine intensive Beschäftigung mit den Themen Flinte , Treffen und „Warum?“ beschert

Yours truly

Bunduki

Man muß nicht tief in die Tasche greifen um einfachste Geräte zur Schaftvermessung zu bekommen.
Manchmal tun es ein Lineal,ein paar gummibänder und ein wenig Phantasie.

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A u. C Senkungslehren
B Winkelmesser für Pitch mit Senkungslehre A
D Metermaß
E Moosgummiunterlagen zur Erhöhung
F Combraiser
G Gewehrwiege

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