Schaft bleibt Schaft…und: falsch wird nicht richtig …auch nicht bei der Büchse

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Eine der häufigsten Fehler beim Flintenschießen ,ist das Anheben des Kopfes beim Schwung.
Geht der Kontakt zwischen Wangenknochen und Schaftrücken verloren,ist Treffen ausgeschlossen.

Warum der Mensch so gern den Kopf hebt, wenns interessant wird?
Weil das Strecken des Halses ein Erbe unsere Vorfahren ist, die sich größer machen wollten, um mehr von Beute oder Feind zu sehen.
Das ist so sehr in uns verankert , dass wir selbst am PC einen langen Hals machen, wenn’s besonders wichtig zu sein scheint.

Gerade dies ist aber beim Flintenschießen so unpraktisch, wie falsch.
Zur Erinnerung zwei Bilder, die zeigen wie das richtige Zusammenspiel zwischen Zielachse und Augenposition gedacht ist.

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Wer mich kennt( oder glaubt zu ahnen wie ich bin), weiß ,wie sehr ich mich über dummdreiste Allgemeinplätze ala „ wenn man drauf ist, ist man drauf“ belustieren kann.
Deshalb heute auch der Titel „Schaft bleibt Schaft“, den man in letzter Zeit immer wieder
von besonders erfolgreichen Schnäppchenjägern auf dem Schießstand hört.

Da wird eine olle volksgefertigte Querflinte angeschleppt, Brünierung halbwegs in der Schorfheide geblieben, Holz eher schmierig als attraktiv und der Schaft ein Stummelwerk von 32cm Länge, dass nun einem Schützen von 1,90 als edle „Waffe der Väter“ dienen soll.

Auf die Frage, wie sich denn mit so was schieße, kommt dann oft der Hinweis ,dass der gute alte Erbschafts-Drilling oder Schulungs- Repetierer ja auch nur so einen kurzen Schaft habe und damit gäbe es nie Probleme auf der Scheibe.
Und alle anderen aus Kurs ,Stammtisch und Internet hätten einen ja auch ob des tollen Kaufes schon gelobt.
Im Übrigen: „auf der Jagd treff ich immer und …echte Jäger müssen nicht üben!“

Das mit den kurzen Schäften (der andere Blödsinn leider auch) ist so verbreitet , dass wir uns heute mal die Wechselwirkungen Flinten- und Büchsenschaft und Treffen näher ansehen wollen.

Leider stimmt es, dass sehr viele Kugel- und kombinierte Waffen viel zu kurze Schäfte haben, trotzdem aber keine Probleme beim Einschießen, Kontrollschießen oder auf der Kanzel entstehen.
Leicht verständlich:
Sitzend aufgelegt und mit Sandsäcken fixiert, ist Kopf und Schulterposition schnurz.
Übernimmt man diese Position auch in der Kanzel…gibt’s auch keine Probleme.

Schwierig, bis unmöglich wird’s, wenn’s an den schnellen ,beweglichen Schuß geht.
Hier knallen ZF-Okulare plötzlich an Augenbrauen, Kieferpartien bekommen eine lustige Rötung und die Schultern der Schützen nehmen ein herbstliches Blaubraun an.

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Ein Besuch in einem modernen Schießkino zeigt oft einen verheerenden Wissenstand und Umgangsformen mit der Büchse beim schnellen Schuß.(Vom Niveau einiger Jungjägerkurse wollen wir dabei lieber schweigen)

Da werden hemmungslos alte Repetierer mit hochstehenden Zielfernrohrmontagen und sogar Stecherabzügen hervorgekramt und als „die Drückjagdlösung“ gepriesen.
Noch schlimmer diejenigen, die mit des teutschen Lieblingsprüfungswaffe, dem Drilling erscheinen und nun allen Ernstes behaupten, dass eine halbherzig flintenverschäftete, aber mit SEM- hochmontiertem 8x56ZF versehene Waffe, mit EINER Hochwildpatrone,EINEM notorischen Querschläger FLG und EINEM Schonzeitkügelchen ein adäquates Drückjagdgewehr sei…
…nur weil Opa Hubertus den Prügel schon in Rominten auf Trappen scho߅

Um das ganze zu veranschaulichen, hier mal ein Bild einer typischen deutschen Jagdwaffe.

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Die Senkung dieser Waffe ist auf den Schuß mit der offenen Visierung abgestimmt.Ein schneller Schuß ,das Mitfahren ,der Schwung der Waffe mit dem Ziel ist möglich, ohne den Kopf aus der Idealposition zu heben.
Ergo keine blaue Schulter,aber auch eine schnelle Zielverfolgung und eine natürliche unverspannte Schußabgabe.

Probieren Sie’ s mal aus im Schießkino…

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Doch das Zielfernrohr verändert den Anschlag.
Die Bauhöhe (Montage) ist abhängig vom Objektivdurchmasser.Dies berücksichtigt, adieren sich viele unnütze Millimeter zur Senkung.
Dazu kommt die böse Paralaxe.
Diese ist nichts anderes, als die Ausrichtung aller Linsenzentren ,optischen Schnittpunkten, Absehen , des Zieles und desAuges in einer exakten ,geraden Linie .
Sieht das Auge nicht gerade innerhalb sehr engen Toleranz dieser Linie entlang, verschieben sich die Treffer.
Ergo ist das Auge gezwungen, GERADE durchs ZF zu sehen.
Da dies aber weit über der natürlichen Position des Kopfes AM Schaft ist (bei den meisten Büchsen) schwebt der Kopf beim Zielvorgang und Schuß seitlich über und neben dem Schaft.
An diese Position sind tausende von Schützen gewohnt und nehmen sie kaum oder gar nicht als Fehler war.
Warum?
Weils FUNZT!

…und weils nicht auffällt,es sei denn, man versucht so auch noch Flinte zu schießen.

Aber es ist weder ideal, noch wünschenswert .

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Aus verschiedenen Gründen:
Zunächst ist die Kopfposition nur aus der Gewohnheit und der optischen Fixierung zur Visierachse (ZF einblick) positioniert ,wird aber nicht durch eine Schaftanlage gestützt.
Ferner ist diese Position instabil und überanstrengt die Nackenmuskulatur, die eigentlich beim Schießen idealerweise gar nicht belastet werden sollte.
Bringt die typische „Safari-Nackenzerrung“, welche durch diese Haltung UND eine dicke Portion Stress hervorgerufen wird.

Für die Drückjagd kommt noch ein weiterer Nachteil hinzu.
Diese Position ist langsam und inakkurat.

Liegt der Kopf am Schaft fest an, schwingt dieWaffe ohne Verzögerung.
Liegt er nicht an, schwingt einmal die Waffe und zum zweiten versucht der vom Schaft „abgekoppelte“ Kopf , mittels des engen paralaxe-gebundenen ZF – Einblickes die Bewegung parallel mitzumachen.

Besonders dramatisch tritt dies bei besonders billigen Massenprodukten östlicher Fertigung zu Tage,denen man einen Pseudo Safari-Schaft verpasst, ein billiges Battueschienenimmitat draufpappt und das ganze als Drückjagdwaffe an den unbedarften Käufer bringt.
10 cm Senkung zur offenen Visierlinie !…was soll da noch montiert werden? …und wie soll da noch getroffen werden?

Darüber mal in Ruhe und mit der gewohnten Büchse in der Hand nachgedacht und plötzlich werden die heimlichen Fehlschüsse oder schlechten Treffer auf der DJ verständlich. 😉

UND es schließt sich der Kreis zum Flintenschusses.

Wer viel Büchse schießt , gewöhnt sich natürlich eine „Waffen/Kopf-haltung „ an, die seinem „Zielbild Büchse“ entspricht.
Steigt er auf Flinte um, versucht er ungewollt, immer wieder in den alten Büchsenmodus zu wechseln.
Unterstützt wir er dabei vom o.g.Erbe der Höhlenväter, die das Heben des Kopfes erfunden haben.

Im Umkehrschluss (der leider nicht sehr häufig vorkommt) bemerkt man bei reinen Flintenschützen eine körperliches Unbehagen beim Büchsen-schuß ,wenn der gewohnte Kontakt Schaft<> Kopf fehlt.
Das kann dazu führen ,dass der Flintenschütze verächtlich das ZF vom Gewehr reißt und nun mit sichtlichem Wohlgefühl per Kimme und Korn andere Schützen im Schießkino in die hinteren Plätze verweißt.

Der gute Flintenschütze wird immer leicht auch ein guter Büchsenschütze auf bewegliche Ziele werden.
Der Büchsenschütze mit dem oben beschriebenen, nicht an den Schaft gekoppelten Anschlag, wird sehr viel Mühe und Probleme haben auch ein nur halbwegs akzeptabler Schlumpschütze mit der Flinte zu werden.

Das die Schäftungen keine europäische Macke sind, zeigen auch die Bilder der US Waffe
(Rem 7600) die zwar als „Bruschgun“ ausgelegt wurde, aber immer noch ein wenig Hilfe in der Schaft Höhe mit ZF verträgt.

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Die Hilfe zur Verbesserung soll keine Hohelied auf den Maßschaft werden!
Dies wäre zwar nicht verkehrt, aber ein extrem teurer Spass.

Hilfe gibt es in vielfältiger Form.

So ist die Auswahl des Zielgerätes wichtig!
Ghostring und/oder offene Visierung idealerweise mit Battueschiene oder Pyramidenkimme sind beim Schuß auf moderate DJ-Entfernung keine schlechte Wahl ,wenn Augen (Augenkorrektur/Brille) und Übung dies gestatten.

Zielfernrohre mit großen Objektivdurchmessern sind nur sehr hoch zu montieren,bringen aber bei DJ keinen Vorteil.
Im Gegenteil: mit Ihren hohen Vergrößerungen schränken sie das Zielbild unverantwortlich ein.
Variable Zielfernrohre im Vergrößerungs-Bereich 1-2,5x scheinen besser geeignet und können,da der Opbjektivdurchmesser dem Mittelrohrdurchmesser entspricht, auch niedrig montiert werden.

Hohe Montagen sind ebenfalls hinderlich.
So bequem einige dieser feinmechanischen Meisterstücke auch sind, niedriger als Weaver oder Picantinny-schienen geht’s kaum.

Wer nun schon auf den unteren Vergrößerungsstufen ist, sollte auch mal ein Dot visier ausprobieren.

Davon gibt es in der Zwischezeit jede Menge Variationen.
Allesamt sind leicht und extrem niedrig zu montieren.
Gemeinsam haben sie alle ihre Paralaxenfreiheit !
Ein wichtiges Element,da es eine der häufigsten Fehlerquellen eliminiert !
Standard – Dots haben keine vergrößernden Linsenelemente: grobgesagt nur ein Spiegel ,Schutzlinsen und Leuchtelement;

Hier heißt es ausprobieren und zu testen welches Gerät den Sehgewohnheiten des Schützen am nächsten kommt.

Vielfältig sind die Systeme und verwirrend die Preise.
Hilfreich ist der Besuch von IPSC sportlern ,die hier eine Vielfalt an Geräten demonstrieren können.
Ausserdem sind meistens nette Leut‘, die auch mal ausprobieren lassen.
Nicht jedes technische Gimmick ist sinnvoll, aber jedes hat seinen Preis!
Gute Dots müssen nicht teuer sein, aber schlechte sind immer billig.

Abseits der Wahl der Zieloptik, sollte man auch eine Modifikation des Schaftes überlegen.

Optimal ist natürlich ein höhenverstellbarer Schaftrücken, welchen verschiedene Schäfter bei uns und im benachbarten Ausland zu vertretbaren Preisen anbieten.
Diese Art -Schaftrücken sind als Zubehör selbst für Kunstsoffschäfte günstig erhältlich.
Hier macht sich positiv der Einfluß des Sportschießens und des US Marktes auf unsere jüngeren Jägergruppen (die auch Käufergruppen und sogar Sportlergruppen sind!) bemerkbar.

Ganz einfach und simpel , preiswert und schnell bekommt man eine Schafterhöhung vom kundigen Büma verkauft.
Diese ist aus Gummi, wird in Spanien von der Fa.JABA in verschiedenen Höhen hergestellt und ist im Fachhandel in der Standard ausführung in Gummi in 5,10 und 15mm Höhenschritten erwerbbar.

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Auch aus Amerika kommt der Trend der Schaftmanchette, die zusätzliche Munition bereithält ,aber auch eine Schafterhöhung bieten kann.
Sattler in DE sind heute froh, auch mal so einen Auftrag zu erhalten und liefern nach meinen und den Erfahrungen meiner Kunden gute Arbeit.
Geschmack ist immer was persönliches…Fehlschüsse auf Wild weil der Schaft nicht passt und man zu schrullig ist Fehler zu beheben haben nichts mit Geschmack, sondern mit Verantwortungsbewußtsein zu tun.

„Beware of the man with only one gun“
Ein alter Wildwestspruch der große Wahrheit besitzt, denn jemand der nicht dauernd seine Waffe wechselt, gleichwohl mit ihr fleißig übt, wird es zu großer Kompetenz mit eben dieser Waffe bringen.

Unsere Jagd ist zu reich, um sie nur auf Büchse oder Flinte zu beschränken.
Doch beides erfordert Übung und den Einsatz optimierter Waffensysteme.
Überdenken Sie ihre Drückjagdwaffe und optimieren Sie somit auch ihr Flintenschießen.

Denn nichts ist erfolgreicher, als „EIN perfekter Anschlag“

…und der kostet kein Geld …nur Nachdenken, ein wenig Phantasie und Üben,Üben,Üben….

Yours truly

Bunduki


Als Anhang
Viele Bümas und Schäfter in Deutschland und Austria nehmen sich gekonnt des Problems an.
Wer sich umhört ,bei den jungen wilden Waffenbauern ala BixnAndy und Pete Lincoln von Roedale wird viel Verständnis finden.

Und selbst die großen Waffenfirmen in DE bieten sogar den verstellbaren Schaft als Zubehör an.


Noch’n Spruch :wer mißt ,hat mehr vom Schießen…nämlich Treffen

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Mit wenig Aufwandt und ein bisserl Phantasie bei der Auswahl der Zieleinrichtung, erreicht man für sehr kleines Geld eine auf den freihändigen Schuß optimierte Büchse mit der gewohnten Senkung der Flinte.
So bleibt der Kopf sowohl bei der Büchse wie der Flinte in der richtigen Position am Schaft und Umstellungsprobleme entfallen.
Genau wie vermeidbare Fehlschüsse.

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Yours truly

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