Lost in collection…

Sammler, die mit Abstand bedauernswerteste Spezies der Welt,gibt’s auch unter den Flintenfreunden…obwohl das neudeutsche Wort Flinten freak mehr passen würde, als „Flintensammler“.

Sie selbst bezeichnen sich als Flintenliebhaber und diesen Wort setzt mit „Liebhaber“,
auch die Kunst der Verführung, der Zärtlichkeit und des Einfühlens zu Grunde…
Nun, das beherrschen sie alles ! …wenn es denn um Flinten und deren Erwerb geht!

Stofflige, introvertierte Klotzköpfe werden zu charmanten, redegewandten Verführern und knauserige Pinselsortierer zu großzügigen bon vivants …wenn am Ende nur die Berührung einer englischen Fischhaut oder das Elfenbeinkorn einer Purdey die Mühe der Camoflage wert war.

Freund Erich, Mitglied der B.l.F.F.* der ersten Stunde, hatte in guten Tagen bei einem italienischen Flintenbauer sein eigenes Holzlager. Trotz aller Widrigkeiten der Börsen hat er’s immer noch…
Zwei Konkurse und vier Ehefrauen weiter, kennt er nur ein wirkliches Glück:
Während Ehefrau N.5 dabei ist, das dritte Vermögen an der Levante in den dritten Konkurs zu wandeln sagt Erich seelig lächelnd:“ egal was war, ist oder kommt,… die Sammlung bleibt erhalten, dafür war immer gesorgt “.

Sammlertypen gibt’s eigentlich vier .
Die ersten zwei richten sich auch nach den finanziellen Möglichkeiten die Dealer zu befriedigen.

Einer kauft und/oder lässt fertigen ,,Hauptsache es ist exclusiv und entspricht seinem derzeitigen Ideal“ .
Er würde nie mit Waffen handeln.
Er ist eindeutig im Sternzeichen des Hamsters geboren und will horten.
Schießen? Ach , das sollen lieber die Sportler!
Wenn ers doch tut , dann mit eher mäßigem Erfolg da Schießstandbesuche zu logistischen Abenteuern verkommen , die ganzen Neuanschaffungen mitzunehmen und zu probieren.

Jagen ?
Ja schon, aber dann eben mit einer „Billigen von der Stange“ weil der Rest viel zu Schade ist, von einem Helfer, Treiber oder Mitjäger berührt zu werden .

Sie zeigen Ihre Schätze auch nicht jedermann.
Nein, …nur nach Auslese und einem intensiven Abklopfen auf Grundkenntnisse der gehobenen
Flintenbauerei, darf man die Schätzchen ansehen. Nach einigen Jahren vielleicht sogar berühren.

Die andere Gruppe der Sammler, sind die „Levantiner“.
Nicht mit dicken Aktien-portfolios gesegnet und/oder mit einer Frau die rechnen kann geschlagen, kaufen ,verkaufen, feilschen und suchen sie.
Diese Trüffelschweine des Flintenmarktes sehen sich als die wahren Könige…
Sie kaufen ,… eher „befreien“ sie Flinten aus unwürdiger Hand, zerlegen sie selbst unter Einfluß von Heurigem noch gleich nach Kauf….weil da drinnen , da könnte sich ja noch ein Geheimnis eines Flintenbauers verbergen.

Meist ist’s nur alte Ploke, das verharzte Waffenöl der guten Denkungsart, welches dann in mühevollen Wochen entfernt wird.
Geschossen wird natürlich mit den Dingern ausgiebig, …aber plötzlich sieht das Kind ein „neues Luftballönle“ und vergessen ist aller guter Vorsatz zu Ehefrau und Kreditsachbearbeiter…
Was gestern noch weit aus mehr Wert hatte, als soziale Kompetenz zwischen Ehepartnern, wird flugs vertickt ….denn um die Ecke lauert schon die neue Schöne mit dem Doppelabzug und den heißen schlanken Läufen.

Die dritte Kategorie ist natürlich die Vernünftigste,weil dort monitäres auch kein angemessener Gesprächsstoff ist.
Sogar international organisiert , ergänzt sie mit prächtigen Veranstaltungen das Flintenschießen um den Glanz vergangener Tage und deren gute Erziehung.
Die „vintagers“ schießen alte Orginalwaffen wettkampfmäßig.
Natürlich in Orginalkostümen, möglichst an geschichtlich adequaten Plätzen, rund um den Globus.
Das dabei standesgemäßes Catering, eine entsprechende Unterkunft und das zeitgemäße KFZ, meist englischer Automobilbaukunst , dabei ist (wird zur Not auch eingeflogen), versteht sich bei dieser Gruppe von selbst.
Glauben Sie nicht ? LINK

Angeblich soll es auch noch eine Gruppe von Sammlern geben, die mit tatsächlich normalem Budget schöne Flinten kaufen und erhalten.
Sie hat einen wirkliches Verdienst:
Dadurch, dass sie so viele sind ,retten sie viele Flinten vor unwürdiger Hand, haben aber selbst meist nur ein, zwei Schätzchen in ihrer Obhut, die aber haben ein liebevolles und geachtetes Zuhause …und werden auch ihrem ursprünglichem Verwendungszweck nach entsprechend, von meist sehr guten Schützen, geführt.
Schließlich ist eine Flinte auch nur ein Mensch und will gebraucht werden.

Geld erleichtert das Sammeln ungemein und ist an sich bei der Pflege entspannter Lebensstile nicht hinderlich.

Beim Sammeln sind zwei Dinge essentiell: Sachkunde und detektivische Sinne .
Während zweiteres angeboren zu sein scheint, liest man sich das erstere nächtelang an.
Dutzende englischer Fachbücher, italienische,französiche und spanische, so fern es die humanistische Bildung hergibt , belegen jede Sammlerwohnung.
Urlaube, Dienstreisen und jede Art der aushäusigen Vergnügungen, mit oder ohne Familie, wird nach dem Kriterium „ Wo gibt’s Flinten“ ausgewählt und auch gegen massivste Widerstände von uneinsichtigen, engstirnigen Familienmitgliedern durchgesetzt.

Flintensammeln ist meiner bescheidenen Meinung nach eine schwere psychische Störung , eine ernsthafte Krankheit und sollte wie andere Süchte per Krankenkasse behandelbar sein.
Verbote nutzen nichts…jeder Sammler kennt aus jungen Tagen den Untergrund, in den man von hübschen Damen und den eigenen Hormonen getrieben wurde…

Verordnete Ersatzdrogen könnten z.B. klassische Doppelbüchsen sein ….?

Tabletten helfen nicht dagegen…Sicher ! Echt ! meine jedenfalls nicht….

Bunduki

PS.
An die, die glauben, dass Sammeln was mit geizgeilem Sonderangebotsmerkantilismus zu tun hat: „Schnäppchen gibt’s nich … alles schon weg ! Ätsch!“

*B.l.F.F. Bundukis lästerliche FlintenFreunde e.V.p.A. ( ein Verein permanenten Aufbegehrens)

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