20…the gentleman’s gun

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„… hombre ,bravo … escopeta de caballero!“
mit fröhlichem Augenaufschlag lobte der Secretario beim Bezug des Schirmes die Waffenwahl ( ein 20er Päarchen) des Jägers.
War’s nun andalusische Freude weil die Munition leichter war , oder iberische Trinkgeld –motivation mag dahingestellt sein, Recht hatte er allemal.

Ja die 20er Flinte ist eine Gentlemen Waffe !

Und sie kann eine „Ladies dream gun“ sein,ohne gleich eine „Damenflinte“ zu werden.

Sie ist schlank, schnell und jede Übertreibung bei der Schäftung ist (sollte) ihr fremd (sein).
Ranke Basküle, ein flacher Griff , evtl mit Prince of Wales Griff oder gleich englisch gerade…
Elegante Läufe und ein zierlicher Vorderschaft ergeben ein Gesamtbild, das eben nur eines sein kann: Klassisch !

Seit Generationen kennt man die Vorzüge dieser leichten Flinten und wer einmal in den Dunstkreis fanatischer 20er Schützen geraten ist, gehört auch bald zu dieser schrulligen Bande.

Schrullig, weil sich diese Damen und Herren nicht nur unzeitgemäß beschränken, sondern auch üben wie die Teufel.
Vorlage und Schrotgrößen bleiben moderat und man ist sich ebenso bewusst, dass die kleine Flinte ihre Grenzen hat.
Man legt auf Jagden Wert auf genaue Distanzkenntnis und hat gelernt auch mal nicht zu schießen.

Das Geheimnis des Suchtcharakters dieser Flinten liegt darin, keine martialischen Magnumladungen Gänseschrot auf Tauben und Schnepfen zu ballern, sondern den leichten Schwung und den „leichten Schuߓ mit geringer Vorlage und Körnung zu pflegen, wie dies in England seit Generationen erfolgreich gemacht wird.

Schnepfen, Tauben, Fasane, Rot-, Stein – und Rebhühner: das ist 20er Metier!

Und der Jäger, der die Kunst der Selbstbeschränkung beherrscht, wird ihr Meister sein !

Dazu gehört nicht viel.
Ein wenig gesunder Menschenverstand und das Ausprobieren verschiedener Patronen und Chokekombinationen und man erkennt Stärken und Schwächen.

Die Stärke der 20er ist ihre Leichtigkeit und Führigkeit.
Genau dies macht aber in ungeübten Händen auch ihren größten Nachteil aus.
Durch das geringere Gewicht ist die Waffe progressiver im Schwung.
Fehlerverzeihend wie die dicke 12er sporting? Keine Spur!!

Hin- und hertauschen zwischen 12er und 20er…? Ja, möglich,…doch eine paar Eingewöhnungsschüsse brauchts dann schon.
Und die sollten nicht auf der Jagd abgegeben werden!

Jeder Fehler im Schwung und Anschlag wird bei der 20er verstärkt!
Dies, wenn der Schaft stimmt! Tut er dies nicht, kanns eine Quälerei werden, mit ihr zu treffen.
Es geht sogar soweit, dass der Rückstoß einer harmlosen 28 gr Patrone bei einer schlecht geschäfteten (z.B. zu kurzen) Flinte als äußerst unangenehm empfunden wird.

Gern werden alte 20er , die man im Gewehrschrank fand, auch den Damen überreicht, da es sich ja ohnehin um eine „Damenkaliber“ handelt.
Nichts könnte verkehrter sein !
So kann man mit einer 20er das Schießen erlernen, aber mit der 12er wär’s eben leichter…weils „schwerer“ (kontrollierter) schwingt und somit nicht so leicht das Ziel überfahren wird…

Sie sehen schon: leicht und schwer liegen eng zusammen 😉

Das Kaliber 20 ist das letzte bei uns überlebende „Kleinkaliber“.
16, 24 sind von der Industrie ausgemendelt worden.
28 erlebt sporadisch neues Leben in Arabien ,USA und einigen Gewehrschränken.

Doch die Verfügbarkeit von Munition ist der entscheidende Faktor bei der Verbreitung von Flinten.
Allein hier schlägt die 20er alle anderen um Längen, auch wenn Weicheisensportladungen derzeit noch sehr vernachlässigt werden.

Sportlich führt die 20er bei uns ein bedauerliches Dasein.
Anders als in den USA wo es entsprechende Wettbewerbe gibt, traut sich der hiesige Sportler nicht an das Kaliber… eben nur zur persönlichen Erbauung….

Selten dass mal ein Jagdparcours, wie die Freunde aus Hollabrunn AT, sich die Mühe eines 20er Vergleichs machen.

Das frühere 20er Schießen bei München fand den Tot der Nichtbeachtung …und auf den lokalen DJV Ständenim Land ein 20er Exclusivschießen zu machen , scheitert oft an den greisen Lokalgrößen und dem verbreiteten Halbwissen über diese charmanten Waffen.

Vorurteile gegen das Kaliber gibt’s zuhauf.
Nicht selten geraten die örtlichen Stammtischballistiker ins hyperventilieren, wenn’s darum geht der Patrone erhebliche höhere Geschwindigkeiten ,wie auch wahlweise niedrigere anzudichten.
Dann gibt’s noch die Mähr von den hohen Schrotsäulen und der dünneren aber längeren Schrotgarbe,der konzentrierten Deckung (was immer dass sein) und „ohne Randschrote kann man ohnehin nicht treffen !“…

Nun, das alles ist natürlich Humbug und längst wissenschaftlich widerlegt.
Bob Brister hat in seinem Standartwerk ( shotgunning the art and the science) alles dazu geschrieben und vorher ausgiebig getestet..
Leider gibt’s diese Buch nur auf englisch und dies ist nun mal nicht jedem gegeben.

Deswegen brodelt die grüne Gerüchteküche fröhlich weiter und wenn Papi seine Frau endlich auf den Schießstand kriegt, drückt man ihr ne ultrakurze 20er „Damenflinte“ mit eine fetzigen 34g Ladung in die Hände ,lässt zweimal kräftig fliegen und schwupps sind wir wieder „entre nous“… und das lästige Weibsvolk hat erstmal die Nase voll auf den Stand mitzukommen („wat sin wir raffiniert!!!“).

Was meinen Großvater, ersten Lehrprinzen und großen Alltags- Philosophen, dazu bewegte
zu sagen:
„ Da sieht man’s wieder……wer nix von Flinten versteht, weiß auch nicht mit Frauen umzugehen !
……Wunderbar.. …dann bleibt von beidem mehr für uns !“

Mein Großvater war eben ein gentleman

Bunduki

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