66-…71-…76-…81 wer bietet mehr

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Was haben Teeniehosen und Flintenläufe gemeinsam?
Sie sind der Mode unterworfen und meiner Meinung heut ein wenig zu lang….oder nicht?

Zu Oberförster Pudlich’s Zeiten war alles einfach.
Lauflänge 71 cm und Voll und Halbchoke. Basta!
Sowas hatten alle und es „funzte“ prima.

Sowohl die Chokekombination als auch die Lauflänge entsprachen lange Zeit sowohl den jagdlichen Erfordernissen als auch den Wünschen der Schützen.

Doch einige Dinge ändern sich im Leben und so auch unsere Jagdverhältnisse, unsere
Übungsmethoden und natürlich auch wir selbst.

Die festen Chokes wurden von modernen Wechselchokes abgelöst, die die Waffe universeller machten; neue Patronentechnologie holte aus allen Lauflängen mehr Leistung raus und wir…?
Wir werden immer größer !
OK, nicht meine Generation, aber die Kids heute ? WOW.
Was früher ein „stattlicher“ Mann mit 1,80m war, ist heute nicht nur ein alter Knacker ,sondern er fühlt sich heut auch schon als Erdnuckel.

Klar, das die Industrie reagiert und die Daten für den „Standartmenschen“ angehoben hat. Deswegen sind heute Schäfte länger als früher.

Und die Läufe einer Standardflinte ?
Die Lauflänge richtet sich rein faktisch nur nach der Körpergröße des Schützen.
Deswegen können Schützen bis 1,90 mit 71cm Läufen auch glücklich werden.
„Können“ – ja weil Werbung und die fachsimpelnde Umgebung was anderes sagen.

Heute werden wesentlich mehr Lauflängen in 76 und 81 verkauft als je zuvor… obwohl die Käuferschicht der langen Boys und Girls noch gar nicht so aktiv mitmischt.

Hier hat der Sport, besonders der Jagdparcours, Einfluß genommen.
Ähnlich wie Anfang der 70er als Skeet kurzfristig eine Hype erlebte und die Läufe plötzlich mit Skeetmaß 66cm gewünscht wurden, geht’s jetzt nach oben.

Was früher mit 81cm für Trap reserviert war, ist heute auf dem Parcours ein gängiges Bild.

Der Einfluß und auch die technischen Möglichkeiten heute, Tauben wesentlich weiter schießen zu können, als früher, färbt auch auf die Jägerschaft und die „normalweit schießenden“ Parcoursschützen ab.

Der unzweifelhafte Vorteile des langen Laufes ist sein ruhiges Schwungverhalten.
Einmal in der richtigen Bewegung, gleitet er vor der Taube und bremst hektische ,unruhige Schützen .
Es entsteht eine gleichmäßige, ruhige Bewegung ergo die Grundlage um lange Tauben zu treffen.
Die Balance einer langläufigen Sportflinte bedarf genauer Anpassung an die Wünsche des Schützen. Vielfach wird Vorderlastigkeit gewünscht.
Der Körpereinsatz aus der Rückenmuskulatur beim Schwung auf kurze und mittlere Tauben wird wichtiger, der Stand zum Sweetspot immer entscheidender.

Die lange Visierlinie gaukelt natürlich noch zusätzliche Sicherheit vor.
Kein Kaderschütze der vorne mitmischen will, möchte diesen Vorteil vermissen, werden die Tauben in internationalen Wettkämpfen doch immer weiter.

Probleme gibt’s bei den kurzen, flinken Tauben, die schnelles Handling bedürfen, die vielleicht auch in vergrätzten Winkeln fliegen und nur schlecht und kurz sichtbar sind.
Da flucht so mancher und wünscht sich seine 71 er zurück.

„to start the swing“ ist eben mit einer der Körpergröße entsprechenden Flintenlänge wesentlich einfacher.
Die Balance der 71/76er Flinte mit ihrem zentralen Schwerpunkt ist ideal, den Schießstil schnell neuen Tauben anzupassen. Eine eher jagdlich freie Fußstellung wird möglich.
Progressive Schwünge , temperamentvolles Schießen „without limmits“ nach unten und oben, da sind die „normallangen“ Flinten in Ihrem Element.
Und das gilt eben gerade für die Jagd, wo nichts vorhersehbar ist.

Sehr schwer machen es sich Leute, die unterschiedlich lange Flinten hin und herwechseln.
Denn nicht nur das Visierbild ist unterschiedlich, mit dem langen Lauf
wird auch die Art beeinflusst, wie man den Abzug benutzt.
Gute „longflowterschützen“ ziehen extrem kontrolliert ab. Fast wie Büchsenschützen.

Die alte Regel, auf Wasserwild lange Läufe (Gänseflinte) einzusetzen, hat heute nur noch
psycholgischen Nostalgiewert.
Die lange Visierlinie erleichtern die Bejagung von hochfliegenden Vögeln, doch verleiten sie auch zu dem leidigen Überschätzen der eigenen Schießfertigkeit und der jagdlich akzeptablen Entfernung.

Die Ausbeute an Energie ist auch bei kurzen Läufen absolut ausreichend..
Die Geschwindigkeits-Unterschiede bei 5 cm Laufdifferenz sind nicht signifikant.
Man nehme nur die SLF als Beispiel einer heute typischen Wasserwildwaffe.
Weil robust, stahltauglich und Magnum-geeignet, wird sie gerade mit 66 und 71 Läufen gerne benutzt, weil hier schon bei kurzen Läufen die lange Visierlinie hilft.

Bei der Waffenwahl sollte der Verwendungszweck im Vordergrund stehen, wobei bei 71 und 76 Läufen und normaler Körpergröße kaum was verkehrt gemacht werden kann.
Geht man dann noch davon aus, verlängerte Chokes bei einer 71er zu benutzen, schrumpfen die Unterschiede zur nächsten Größe auf 3-4cm.

Die langen 81 und 86er haben im Sport ihre Berechtigung, jagdlich sind sie eher hinderlich.

Grundsätzlich wichtig ist aber, dass KEINE Flinte gekauft werden sollte, die nicht vorher ausgiebig auf alle in Frage kommenden Ziele mit unterschiedlichen Lauflängen ausprobiert worden ist.

Einige Hersteller bieten „Laufverlängerungen“ in Form von Wechselchokes ( bis zu 9cm) an.
Über ihren Sinn in der Dauer-Praxis mag man geteilter Meinung sein, zum Ausprobieren der Flinte, mit unterschiedlichen Lauflängen, sind sie eine preiswerte Alternative zum Wechsellauf.
Jagd und Schießschulen sollten über solche Ausrüstung verfügen.

Die ganz kurzen 66 er Läufe sieht man nur noch selten bei DFs und BDFs.
Die Zeit hat die kurzen Skeetflinten (wo heute die 71er dominiert), wie die eleganten
XXVer Schnepfenflinten überholt.

Schade, denn es waren Meister die mit diesen Waffen Siege errungen und beeindruckende Vorstellungen auf der Jagd gaben.

Aber vielleicht kommt ja alles wieder… Kiddies mit Röhrenjeans und elegante kurze Flinten mit Könnern dahinter… 😉

Bunduki

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