Mythbusting …Patronen und Geschwindigkeit

spec-mittlere-webansicht-mittlere-webansicht.jpg

Neulich beim Waffenhändler:
Ein Jäger wälzt einen Katalog , um seine Standard-Jagdmunition für die
diesjährige Saison zu kaufen.

Nach langem Abwägen wählte er und erklärte allen Umstehenden freundlich auch den Grund für seine Entscheidung.
A. War’s ein amerikanisches Produkt und nicht so ein Spaghettidreck
B. „ist die 19m/sec schneller und da muß man weniger vorhalten.!“

Da ich ein höflicher Mensch bin und freundlich angesprochen, mich gerne an jedem Gerede über Waffen beteilige, fragte ich, woher er die Geschwindigkeit denn wisse.
„Na aus dem Katalog…das stehts: V 0 : 416m/sec“

„Aha ,alles klar, absolut richtige Wahl, Bravo und Waidmannnsheil“…ja, das wäre das richtige gewesen…

…aber da ich eben weniger höflich ,als ausgesprochen lästerlich bin und es mir schon als Knäblein ein Genuß war, meine kleine Schwester vom Pott zu schmeißen….meinte ich nur:
„Also die Munition heißt zwar xxx, aber zusammengestoppelt wird das Zeug auch in Italien und die Geschwindigkeitsangabe nutz bloß was, wenn Sie in Ihrem Revier den Genickschuß für Enten eingeführt haben…“

Geschwindigkeitsangaben auf Patronenschachteln und Katalogen, die eine Mündungsgeschwindigkeit angeben ,nützen nur wenig.
Sie berücksichtigen weder Lauflängen, Bohrungsgrößen, Übergangskonen, Chokes ,geschweige den Rest des schießenden Lebens.

Jagdlich relevant sind die Geschwindigkeiten ab 20m…oder genauer :der Verlust der Geschwindigkeit auf dieser Entfernung ist wichtig.
Mag der Unterschied zwischen 2 Patronen an der Mündung noch 19 Meter/Sekunden sein , auf 20 Meter (also dort, wo die Garbe hin muß, sind es vielleicht nur noch 3 oder 4 m/s.

Das Hauptproblem bei Schrotgarben ist der rasante Geschwindigkeitsverlust, der dadurch bedingt ist, dass eben nicht eine einzelne „Masse Geschoߓ bewegt wird, sondern viele kleine Massen.
„Dat is nu olle Physik und die is laaaangweilig“… und deswegen brauchen wir es auch nicht aufzudröseln, aber wir dürfen es als gegeben und erwiesen annehmen.

Was unser Jäger nun mit dem Vorhalten meinte, ist recht verbreitet in Sport und Jagd, nichts desto trotz ist es Unsinn.
Nicht etwa, dass es nicht stimmen würde! Nein, denn auch das ist ja Physik…nur eben Physik die auch im realen Leben stimmt, aber von uns fehlbaren Menschlein eben nicht effektiv umgesetzt werden kann.
(Ein ähnliches Symptom kennen alle Whisky Trinker, wenn sie sagen: „einer geht noch“)

Warum nicht?

Nun ,ganz einfach:
Deuten sie mit dem Finger in den Himmel, dort wo die Donalds sausen, und bestimmen sie in diesem Raum eine Entfernung von 20 metern.
Können Sie nicht…ätsch.
Hätten sie nun ein Refernzobjekt , z.B. besagten Donald am Himmel hängen, wär’s eher möglich, wenn das Laserentfernungsgerät zur Hand wäre.
Bewegt sich der teuflische Donald nun auch noch vorwärts, ist’s wieder Sense mit dem Messen, es sei denn sie hätten ein Radargeschwindigkeitsmesser dabei.
Angenommen sie haben…, dann hätten sie Donalds Weite und Geschwindigkeit…allerdings nur sehr kurz, weil das Aas sauschnell ist und eben nicht in perfektem Kreis um Sie herumfliegt (nur so würden die Daten gleich bleiben).

Nun müssen sie das Vorhaltemaß der neuen Patrone einbringen….Ach, das der alten kennen Sie auch nicht?….Oh Mann…

Gut, angenommen Ihr Flintenlauf verdeckt 30 cm auf 20 Meter und sie hielten bisher immer kurz vor den Schnabel an. Dann müssen sie jetzt also die 3 m/s auf 20 Meter umrechnen und in Relation zu den Daten Geschwindigkeit Donald, Weite Donald und 10 Prozent der Laufstärke in Einklang bringen.
Dazu sollten sie einen schönen Schwung, mit perfektem Anschlag haben und einen guten Wildbrethändler , damit sie sich einen schönen Donald für das, Ihrer Frau versprochene Abendessen, kaufen können.
Und Sie glauben , dass sie das alles so hinkriegen?

Um etwas Realität in die Geschwindigkeiten zu bringen, werfen sie einen Blick in ein Standardwerk :
John Taylors Shotshells and Ballistics

Es verhilft einem wieder zu einem recht gesunden Verhältnis zur Realität, abseits von Mythen und Gerüchten die die Lufthoheit überm Stammtisch beherrschen…

Bunduki

P.S.

Dies sollte auch erklären, dass Leute, die sich auf dem Schießstand 5 Meter hinter auszubildende Jungjäger stellen und von dort, aus dem Augenwinkeln und einem gepflegten Pils in der schwieligen Hand, dem Schießadepten den Rat geben „ 23 cm weiter vor “, eher weniger mit Fachkompetenz bei der Schießausbildung in Verbindung gebracht werden sollten.

Dieser Beitrag wurde unter Bundukis Flintenlehre, guns and gear veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar