„Der Tag an dem ich nicht mehr treffen musste“…oder : eine Minute ohne Elefanten

die Welt mit Elefanten…

Mehr als 30 Jahre ist es her, als sich in den letzten Tagen des San Fermin eine bunte Truppe von Männern und Frau fand, die zu ihrer Überraschung feststellten, neben Ihrer Begeisterung für den Stierlauf, auch noch die Freude an Flinten und der Jagd gemein zu haben.

Spontan ließen sie die Riau Riau Rufe hinter sich und reisten in das Hogworth des spanischen Flintenbaus, nach Eibar.
Dort, in den düsteren Höhlen schrulliger Flintenbauer und bei den immer neuen Entdeckungen von schönen Flinten und wunderbaren Weinen, wuchs eine Freundschaft, die Jahrzehnte von der Leidenschaft zur Flintenjagd zusammengehalten wurde und wird.

Einmal im Jahr reisen sie aus aller Welt an, um wie damals in Eibar, den Flintengöttern zu huldigen.
Die „Raiders of the lost Target“, wie sie sich nennen, haben ganz unterschiedlich gesellschaftliche Hintergründe. Schauspieler, Industrieller, Lebens- und richtiger Künstler, Erbe und Selfmademan, Kaufmann und Handwerker…alles findet sich darunter und ebenso verschieden sind auch ihre heutigen Wohnorte.

Wirklich gemeinsam ist allen eine, weit über das Normale hinausgehende Leidenschaft für die Flintenjagd und das Flintenschießen.
Für einige gehörte auch der Wettkampf dazu, je nach Herkunft ist zwischen Parcours und LT alles dabei.

Heute , gute dreißig Jahre später sind die „Raiders“ ruhiger geworden, gesetzter und was auffällt ,viel bessere Schützen, als sie es in ihren körperlich besten Jahren waren.
Jeder hatte den berühmten Tag erlebt, ohne den ein entspanntes Leben mit der Flinte nicht möglich ist: „Der Tag an dem man nicht mehr treffen muss!“
Er kündigt sich an durch wachsenden Ehrgeiz, durch immer mehr üben, durch die mentale Fixierung auf die persönliche Leistung, den Zwang noch mehr und mehr und nochmals mehr zu wollen.
Treffen, Treffen, Treffen…ja nicht nachlassen , ja nie fehlen und das Ziel nie aus den Augen lassen: den perfekten Schuss zu jeder Zeit!

Und was passiert?

Man fehlt und wird unsicher und dann fehlt man nochmal und dann geht nichts mehr…

Man probiert einen neue Flinte, einen neuen Lehrer, eine neue Mütze und noch schneller Munition und neue Handschuhe und …nichts hilft

Man fängt an, den weißen Elefanten zu sehen, der sich im Kopf festsetzt, man verliert die Distanz zum Tun und opfert die Fähigkeit entspannt zu handeln und zu reagieren.

Stellen sie sich vor: man verbietet Ihnen ad hoc, eine Minute lang an einen weißen Elefanten zu denken.
Sie werden den Elefanten nicht los! Er nistet sich fest ein und zertrampelt ihre Konzentration.
Genau das gleiche macht die „nächste Tontaube“, auf die man in verkrampfter Erwartungshaltung wartet. Angespannt jeder Muskel, bereit, explosionsartig (Treffen!)die Waffe hochschnellen (Treffen!) zu lassen (Treffen!) zu schwingen und den Schuss (Treffen!) auszulösen …..

Nach und nach kam jeder der Raiders zu diesem Punkt. Jeder schmiss irgendwann hin.

„…Nie wieder diesen Quatsch“
„…alles verkaufen, ich lerne Golf“
„…hab ich das nötig?“

… um dann später, meist aus gelenktem Zufall und bei netter Gesellschaft wieder mal die Flinte zur Hand zu nehmen und plötzlich :


Ohne Druck war alles so einfach. Der innere Zwang war weg und man merkte, dass er gar nicht existierten musste; das er alles blockierte, was an diesem Sport schön und leicht ist.
Auf der Jagd konnte man nun entspannt die Landschaft und die Natur genießen und reagierte auf anfliegendes Wild fast beiläufig mit knappem und souveränem Schwung.


Auf dem Stand erkannte man die spielerische Komponente des Sportes, das leichte Zusammenwirken von Auge und Körper, die Lust am Treffen durch Sehen.
Das Lächeln kehrt zurück…meist über einen Treffer und wenn‘s kein Treffer war, lächelt man eben über sich selbst.
Die „Raiders“ sind älter, und ihr Flintenschießen ist erwachsen geworden.
Die Elefanten sind verschwunden.

Bunduki

und so sieht die Welt ohne Elefanten aus…;-)

Fotoquelle:
B.Bumi
H.Nachaji

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