Mehr als ein Flintenjournal…

dscf2293-mittlere-webansicht.jpg

Oft hört man die Frage nach einer guten Flintenzeitschrift.
Klar …in Deutschland gibt’s so was nicht.
Hier beherrschen Werbeblätter und Livestileblätter das Coffetable.

In Rest-Europa gibt’s dafür einiges an informativen Schriften.
Allerdings auch hier vermehrt, gerade bei den Engländern, ein starker Trend zu „sehr wohl
wollenden“ Marketingartikeln.
Selbst Fachleute wie Yardley schreiben nicht kritisches mehr ,sondern lobhudeln lieber den Industriesponsoren nach.

Nach einer Weile hat man selbst von diesen großen Zeitschriften, mit ihren Hochglanzseiten, ihren Selbstdarstellern und der ganzen heißen Luft, die Nase voll.

Man träumt von Berichten über Flinten die Geschichte haben und Geschichte machten.
Von Besitzer , die ein aufregendes Leben mit ihrer Flinte teilten ,die Jagden erlebte, die uns verborgen bleiben werden und von einer Technik, die heute durch CNC und CAD so vergangen ist, wie Regins Schwertschmiede.

Doppelflinten, Doppelbüchsen, Single shot Büchsen…handgemacht, verschollen, wieder aufgetaucht und sachgerecht restauriert…um nun einem neuen Besitzer einen Teil seines Lebensweges zu verschönern.
Tja, selbst ich, als bekennender Selbstladefan, freue mich an solchen Geschichten!

Wäre das ganze nun auch noch ein vierteljährlich erscheinendes Leseerlebnis in bester Druckkultur…was für ein Vergnügen würde da den Kindle-verdorbenen Pixelentzifferern entgehen und welche Offenbarung wäre es für die echen,neidlosen Freunde der Flinte.

Eine der vielen guten Taten ,die ich meiner Frau hoch anrechne und sie deswegen als die tatsächlich beste aller Ehefrauen betrachte, ist die Tatsache, das sie mich zu so einer Zeitschrift verführte.

Viel Jahre ist es her, als ich ziemlich erschlagen und angeschlagen in einem Vancouver Hotel
die Schrammen und Blessuren eines mehrwöchigen Buschabenteuers incl. der Rauferei mit einem Bären auskurierte.
Fernsehen war damals schon fad und doof,…Lesen wäre fein gewesen …. aber was….?

Da kam mein Weib und brachte mir ein dickes braunes Heft mit geprägtem Umschlag:
The Doublegun journal.

Sofort befand ich mich in der gepflegten Welt der Flinte,konnte mich an schönen Sammlerstücken delektieren und las deren ungewöhnlichen „Lebenslauf“.
Keine Seite langweilig, selbst die Reklame ein Genuß. Nichts, was man liest und weglegt…nein , man lebt darin…. wieder und wieder.
Es werden Zeitkapseln beschrieben, Sammlerleidenschaften erklärt und herrlich altmodische Lebensläufe von Waffe und Besitzer
erzählt.
Alles ohne Lönsches Heide-Halalitrata oder englisch-tweedigen Bestgun-Dünkel .
Geschichten über Waffen aus Europa, der alten KuK Welt , Amerika von früher bis heute.Ungewöhnliche Jagden rundum die Welt und Berichte von Menschen, die, zu unrecht, vergessen sind.

Immer mal wieder brachten Freunde seither Ausgaben dieses Magazines mit, das Abo ist zwar nicht zu teuer , aber die Versandkosten sind erheblich.
Zwischenzeitlich haben sich die Freunde dieser Zeitschrift zu einem recht munteren Forum zusammengeschlossen ,in dem fachlich hochwertig und sehr zivilisiert über Waffen der feineren Art disputiert wird.

Bemerkenswert, das keine Dünkel ,kein Neid aufkommen und niemals Preise genannt werden.
Vielleicht dies ein Grund, warum diese Zeitschrift bei unseren Flinten-levantinern nicht im Bücherschrank steht.
Wer Lust hat, sich mal in diese Welt entführen zu lassen, der besuche das deutsche oder besser englische Amazon.
Dort gibt es vergangen Ausgaben zu günstigen Preisen und in sehr gutem Zustand.

Jaaaaa.. das ganze gibts auch in elektronischer Variant….aber wer wird sich sowas antun????

Nichts, was man haben muß…wer’s aber hat, will’s nicht mehr missen.
Yours truly
Bunduki

dscf1911ex-mittlere-webansicht.jpg

Dieser Beitrag wurde unter Buechertips veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar