Griffwinkel…böses Händchen – gutes Händchen?

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Alle Jahre wieder verdonnert das modische Paris, das flippige London und das prätenziöse Mailand den Modegecken zur Umstrukturierung des begehbaren Kleiderschrankes.
Lang kurz, weit eng, bunt uni….hach!!! … es ist ein Kreuz…immer neue Entscheidungen…

Schon mal aufgefallen, dass diejenigen, die mit Mode Geschäfte machen, immer dem klassischen Stil treu bleiben und schlichtes Schwarz bevorzugen?

Nun, bei Waffen ist das genauso…

Da kommt irgendein Robertino Kraballi aus der Marketingabteilung auf die Idee:
„ Umsatz rauf – face lift ! Bald ist Modewoche in Nürnberg und wir so hip hip hip…“

Sofort wird’s umgesetzt und da eben alles schon erfunden wurde, postuliert man einfach alte Weisheiten zu neuen Erkenntnissen um.

Was heute flach, wird morgen steil und übermorgen wieder flach…egal, weil: ich trag eh schwarz !

Was ist nun wirklich dran an Griffwinkeln ?

Selber denken macht Spaß und so fangen wir mal mit dem Namen an:
Pistolengriff > ergo der Griff einer in der Hand abzufeuernden Kurzwaffe .
Der Griff soll dort einen entspannten, aber kräftigen Halt geben und die natürliche Zielrichtung von Körperhaltung, Auge und Ziel/Laufachse unterstützen.
Je weniger verdreht das Handgelenk, umso besser.
Berücksichtigt wird dabei vor allem die Schießhaltung, also Weaver/Combatstance oder ein reiner sportlicher Anschlag .

Nun zum Experiment:
Der wahre Griffwinkel zeigt sich, in dem wir die Schießhand sehr entspannt nach vorne richten, ohne den Arm durchzustrecken.
Ballen wir nun leicht eine Faust und strecken den Zeigefinger dabei aus.

Sehen Sie den Winkel den Zeigefinger und die geballten drei Finger bilden?

DAS ist IHR Griffwinkel!

War das leicht? Klar! Sind wir jetzt fertig ? Nein!

Denn Flintenschießen ist was anderes als Pistolenschießen!
Hier ist die rechte Hand NICHT die Führungshand, sondern unterstützt nur den Waffenhalt, dient gleichwohl zum ausgeglichenen und vor allem verspannungsfreien Schwung und nebenher zum Abziehen.

Ein flacher Griffwinkel hat Vorteile, denn durch das Verdrehen des Handgelenkes üben Ringfinger, kleiner Finger und der Unterteil der Hand Druck nach oben aus :
Sie drücken quasi die Waffe ins Gesicht des Schützen.
Erleichtert die Positionierung des Schaftes bei schnellem Anschlag und ermöglicht leichte ,schlanke Schäfte.

Ein steiler Griffwinkel, wie er von Rudy Etchen berühmt gemacht wurde, ist überall dort angebracht, wo ruhige Anschlagsformen durchgeführt werden oder der Anschlag sich schon, trotz des fehlenden Druckes der Handunterseite, an der korrekten Stelle manifestiert.
Nachteile dieses unglaublich bequemen Griffwinkels, ist die Üppigkeit der Schäfte, die dieser Winkel erfordert.
Trap und ZZ Schützen in Italien bevorzugen diese steilen Winkel und nutzen diese sogar in den Parcoursdisziplinen.

Das Ideal liegt sowohl in der Mitte und vor allem IMMER in den persönlichen Vorlieben des Schützen!

England und der Rest der Welt bezog und bezieht seine waffentechnischen Einflüsse immer aus der Jagd und dem schnellen Schießen im Parcours,
Somit bevorzugte man schlanke Schäfte mit moderaten Griffwinkeln, bei denen die schnelle Positionierung der Waffe, durch das etwas mehr an Druck der rechten Hand, erleichtert wurde.

Will man auch diese Kunden dieses größten Flintenmarktes in EU zufrieden stellen, braucht’s eben auch Schäfte, die den insularen Vorlieben entsprechen.

Bei uns ist das anders, scheinen manche zu glauben, denn bei uns kann man allen Kunden immer alles neu einreden…seinen es lange und kurze Läufe, dicke und dünne Schäfte ,schwere und leichte Gewehre…
…formidabel und kundenfreundlich, wenn Hersteller dann entsprechende Auswahl anbieten und nicht zu Modediktatoren werden.
Sollte eher gelobt und als verteufelt werden ! Aber der olle Beckmesser war eben auch ein Deutscher…

Darüber hinaus: … man muss sich an nichts anderes halten, als den eigenen Geschmack und kann zeitloß, klassisch schwarz tragen… 🙂

Und wer’s noch kürzer will, ein kluger Rat meiner lieben Omama:
„ jedem Kind sein Luftballon und jedem Hirsch sein Gweih „

Bunduki

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