Helferlein…Vol 1 …Rückstoßdämpfer

spec-mittlere-webansicht-mittlere-webansicht.jpg

img_4029-mittlere-webansicht.jpg

So mancher Daniel Düsentrieb war über die Jahre in der Waffenbranche unterwegs und aktiv.
Erfindungen aller Art ,manchmal jenseits aller Vernunft , oft ohne jeden praktischen Wert und nicht selten sogar komplett kontraproduktiv, füllen international die Regale von grinsenden Händlern und die Schubladen enttäuschter Käufer.

Doch auf der anderen Seite, gab es und gibt es immer wieder Meilensteine des waffentechnischen Verständnisses, des jagdpraktischen Genies und noch seltener, schlicht unglaublich funktionelle Dinge, die dem Geist eines Tüftlers entspringen.

Recht oft sind diese „Helferlein“ einfache und simple Konstruktionen,oft beschreibt man sie mit nichts besser, als dem berühmt verblüfften „ na draufkommen muß man halt.
Und leider nur all zu oft, sind bestimmte Zubehörteile und praktische Gimmicks bei uns gänzlich unbekannt , weil der Handel zu träge war und der Verbraucher von ihrer Existenz nichts wusste.
Eine Pressenotiz die Redakteuren Arbeit abnimmt und flugs eine Spalte im Layout ohne weitere Arbeit ergänzt, wird auch vom Leser meist nicht beachtet und was immer es an neuem gab …es taucht oft nicht mal beim Händler oder im Katalog auf.

In loser Reihenfolge will ich solche „ Helferlein „ beschreiben, die über die Jahre ihren Weg in meine Schubladen und Schießtaschen gefunden haben und die ich zu schätzen gelernt habe. Also sehr subjektiv (und unabhängig)wie immer

img_0615-mittlere-webansicht.jpg

Fangen wir mal da an, wo es weh tun kann. Beim Rückstoß.
Den gibt es, seit es Feuerwaffen gibt und man kann ihn ignorieren, verleugnen oder mit Technik bekämpfen …er bleibt, weil physikalisch eben unabdingbar .

Fast alle Schützen arrangieren sich mit dem Schlag gegen Schulter .Ein gut passender, nicht zu kurzer Schaft, ein sauberer Anschlag und ein Waffengewicht das zur Patrone und nicht zur englischen Garderobe passt…
So ist die normale Vorgehensweise.

Aber es gibt Ausnahmen.
Einmal sind da diejenigen, die wirklich harte Ladungen verschießen. Dauergebrauch Brenneke , schwerste Jagdladungen mit Kaliber 12/89 oder sogar Kaliber 10 usw.,Trapschützen denen Gewichtung beim Voranschlag eher unwichtig ist ,die sich aber vom Rückstoß nicht aus der Konzentration klopfen lassen wollen…

Zum zweiten gibt’s diejenigen, die gesundheitliche Einschränkungen nicht vom Schießen und Jagen abhalten, für die aber jeder Schuss eine Qual ist oder sogar gefährlich sein kann.
Die Liste der Krankheiten ist lang und ich hab in meiner Praxis immer wieder liebe Kunden gehabt, die verzweifelt nach einer Möglichkeit suchten, denn Rückstoß effektiv zu dämpfen.

Nun ist das mit der Physik so eine Sache. Die Kraft des Rückstosses muss irgendwo aufgefangen werden. Porting und Kompensatoren dämpfen keinen Rückstoß, sondern lenken nur den Hochschlag der Mündung um.
Soll der Rückstoß ,also eine quasi lineare Kraft nach hinten, gehindert werden, die Schützenschulter zu erreichen, muß er logischerweise VOR dem Ende des Schaftes aufgefangen werden.

Ruhiger Anschlag, allerhöchste Konzentration und extrem kontrollierte Bewegungen und ein ermüdungsfreier Durchgang sind Voraussetzungen um im american Trap erfolgreich zu sein.
Hier störte immer wieder der Rückstoß durch die höheren Vorlagen.
Nun ist der Ami als solcher ein kluges Kerlchen und US Büchsenmacher können wahre Teufelchen der Bastelecke sein.
So kam dann auch mal einer von ihnen auf die Idee eine Stahlhülse ,die er mit Mercury (Quecksilber) füllte und dauerhaft versiegelte, an eine Waffe zu schrauben.
Und was passierte: das Beharrungsvermögen des Quecksilbers fing einen Teil des Rückstoßes auf. Plötzlich wurden schwere Vorlagen leicht schiessbar.
Man bastelte weiter , brachte es zur Serienreife und dachte sich ,weil man gerade in der Bastelphase war, auch noch viel ergänzendes Zubehör aus.

Schnell wurde man bekannt und erfolgreich, wenn auch nur im US Markt.

Bei uns brachte vor ca 13 Jahren ein rühriger Großhändler namens Bernd Bauer so ein Teil von der Shot Show mit und wollte es hier vertreiben.
Ach was ein Disaster…: „Brauch mer’ net ,….so ein Amischeiß, so was braucht niemand bei uns…jagdlich nicht geeignet…“ so tönte es aus deutschem Händlermund.
So gingen die Restbestände des Produktes an ein Ulmer Unternehmen, das es zwar in sein Repertoire aufnahm, aber bei uns ebenfalls nicht in die Geschäfte bekam. Allerdings konnte man diese Teile hervorragend in Safariwaffen und die etwas schwereren Bockflinten einbauen, sofern der Kunde Erleichterung beim Schießen wünschte.

Alles änderte sich, als ein Unternehmen im schwäbischen Allgäu so einen Zylinder in die Finger bekam, das Quecksilber gegen Wolfram austauschte, dem ganzen einen schmissigen Namen mit Kick verpasste und es den linientreuen Händlern als Innovation verordnete.

Auf einmal wusste man ob der Möglichkeit mittels Physik eben diese auszutricksen!
! Heureka !

Zurück zu unserem US Produkt.

Der kleine Zylinder ist inzwischen in diversen Größen zu haben und integriert sich auch in ein einfaches,preiswertes aber wirkungsvolles Schaftverstellsystem, mit dem man hervorragend Gelenkgewehre versehen kann.

Das zusätzliche Gewicht ist kein Argument dagegen,bedenkt man erstens die Adaptionsfähigkeit des Menschen und zweitens die Tatsache, dass die meisten Anwender lediglich wählen können zwischen einer hecklastigen Waffe mit Recoilreducer oder „gar nicht schießen“ …weil’s weh tut.

Aber es gibt noch mehr Anwender:

– Wer zum Beispiel zur IPSC Fraktion gehört,kann den unangenehmen Kick der Brennekes bremsen…
– Wer durch deutschen Schießausbildung zum Mucker und Zucker geworden ist, der kann sich damit das ganze wieder abgewöhnen…
– Wer meint mit einer stylisch leichten 300 WM Selbstladebüchse die Zuverlässigkeit einer Kalashnikov erreichen zu wollen…
– Wer sich Safaribüchsen in Monsterkalibern hat aufschwatzen lassen und nun befürchtet, damit nicht mehr sicher zu treffen…

All denen wird mit diesem Helferlein ein guter Dienst erwiesen.

Kosten tuts weniger als eine Tankfüllung …OK schlechter Scherz … ca 50 bis 60 Euro bei Eigenimport durch die internationalen Versender.
Der Einbau ist sehr einfach, eine Bohrung im Schaft(meist ohnehin vorhanden) genügt.Damit es nicht wackelt genügt eine Manschette aus Ducktape..einfacher geht’s nicht.

Sicher kein Zubehör für jedermann…aber für diejenigen, die’s brauchen, ist’s ein wahrer Helfer

Bunduki

Dieser Beitrag wurde unter Bundukis Flintenlehre, guns and gear veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar