Chicks with guns…das andere Fotobuch

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Ja, es ist anders, als der große Bildband „Armed America“.
Trotz fast gleicher Zielsetzung, ähnlichem Sujet.
Es scheint mir individueller, weniger plakativ, dafür intensiver und individueller zu sein.
Armed America zeigt bewaffnete Bürger, von skurril über normal, bis grenzwertig.
„Chicks with guns von Lindsay McCrum“, zeigt artikulierte ,selbstbewußte ,im besten Sinne emanzipierte Menschen.

Doch zunächst: Was reizt am Thema: Frauen und Waffen ?
Der Kontrast von mütterlich bewahrend, bis zu bewaffneter Bereitschaft, sich mit tödlichen Waffen zu wehren?

Ein Bild, mein Lieblingsbild, zeigt ein nacktes Kleinkind auf dem Arm seiner Mutter.
Beide blicken unverfälscht und freundlich ,zuversichtlich und stark in die Landschaft.
Erst beim zweiten Hinsehen bemerkt man, dass die Frau eine Flinte ganz nonchalant in der anderen Hand trägt.
Und das Merkwürdige (für uns Deutsche vielleicht) ist, dass alles ganz natürlich aussieht.
Die Waffe gehört zur beschützenden und nährenden Mutter, denn sie hilft die kleine Familie vor Unheil zu bewahren und mit Nahrung zu versorgen.
Mehr an Aussagekraft geht nicht.
Sei es die Aussage zur Mutterschaft,als auch zum wahren Sinn der Waffe, als Mittel zum Schutz und zur Nahrungsbeschaffung.
Keine Rede von er teutonisch verlogenen „Sportgerät“-Definition einer 12 er Flinte oder einer Glock.

Und das ist die Stärke dieses Bildbandes:
Jedes seiner 80 Bilder spricht …mal von Reichtum und Langeweile, mal von Kindheit, von Vätern und Schwestern mit Waffen, von Sport und Jagd ,von Sicherheit und Selbstbewußstsein.Kein Bild ist ohne Aussage,keine der Frauen ohne Geschichte,keine ohne eigene Meinung.

Der Titel des Buches ist gekonnt geklaut, von einem prallbusigen dummgeilen Prollkalender, der anscheinend auch den Casinohumor deutscher Foren erfüllt, wenn dort über das Thema Frauen und Waffen geredet wird.

Nein „Chicks with guns“ ist nicht politisch (auch nicht politisch korrekt), kein sozialer Querschnitt von weiblichen
Waffenbesitzern, eher ein republikanisch sattes,selbstbewußtes Bilderbuch.
Aber es ist eben auch ein Blick in das amerikanische Selbstverständnis, der Unabhängigkeit, der privaten Autonomie und eines Freiheitsbegriffes ,den wir in Europa wohl immer noch nicht verstanden haben.

Es gibt kluge Bücher über Frauen und Waffen. Bunte, kluge, überschwängliche, emanzipierte und dumme.
Einige haben wir ,in der Vergangenheit, immer wieder besprochen.

Kein Buch beeindruckt mehr zum Thema als „Chicks…“, denn ohne Kommentar, sprechen die Bilder und die Frauen für sich…jede auf ihre Weise.
Anders als „armed america“, ist es in der Aussage klar, individuell und von „second amendment“ Geschwafel verschont.
In „Chicks“ ist selbst die dümmste aller Frauen, nicht auf vorgekaute Sprüche der NRA angewiesen. 😉

Bleibt de Frage: Wie wäre ein solcher Bildband bei uns ausgefallen ?
Verkrampfter? Mit Entschuldigungen und Erklärungen für die Gutmenschen erfüllt? Mit erhobenem Zeigefinger oder sarkastischem Stinkefinger, die Protagonisten vorführend? Von „Sportgeräten“ faselnd und von heimlich gruselndem Unbehagen …gerade so, wie es der wohlfeile Zeitgeschmack und die Vordenkerschaft des Wut- und Gut-menschen erwartet?

Wir werden es nie erfahren, denn solange das Thema Frauen und Waffen, selbst in seriösen Foren (gibts sowas bei uns überhaupt?), in bierseelig gröhlendem Eckkneipenhumor, von brusttrommelnden Pantoffelhelden diskutiert wird, kann sich bei uns auch nichts ändern.
….und solange einige Frauen die Jagd als solventen Heiratsmarkt ansehen und die Prinzessinnen-karte in Netzwerken, wie im Leben ausspielen,…bleiben die Mannsbilder nicht die einzig Schuldigen, an den uralten Vorurteilen.

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Bunduki
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