Speed and style…..Schwesterflinten im Gebrauch

“Quickness in letting off the second or even the third gun is no doubt to a great extent a matter of practice.Never look at Your gun or your loader,-for while Your hands should be ever ready to receive the gun from him,Your eyes should be concentrated on the birds. A quick shooter will fire his two guns and four barrels almost as if they were on one stock.”
Lord Ripon on How to shoot
Quelle “the big shots by J.Ruffer”

Lord Ripon war ohne Zweifel einer, wenn nicht Der, größte Flugwildjäger seiner Zeit.
Er benutzte drei Flinten und war dafür bekannt, anstelle sich abends den gesellschaftlichen Vergnügungen der Landsitze hinzugeben, lieber mit seinem Loader „Drill“ zu praktizieren.

Die Benutzung von 2 oder 3 identischer Flinten war auch eine Frage der Zeit, denn es war eine Periode, die auch vom waffentechnischen Umbruch bestimmt war.
Gerade vom Schwarzpulver kuriert, benutzte man vielmals noch Hahnflinten, bis sich die modernen „selfcocking“ Flinten durchsetzten.

In bekannter englischer Manier waren diese Waffen allesamt hochwertig und auch entsprechend vom jeweiligen Waffenmeister des Besitzers gepflegt.
Im Gegensatz zur heutigen (verständlichen) Mähr von gebrochenen Schenkelfedern, die damals üblich waren (und heute nicht unüblich sind), fiel diese Art von Pannen kaum ins Gewicht.
Die Federn wurden von den Waffenmeistern regelmäßig überprüft und ausgetauscht, sofern dies nicht durch die herstellende Firma vor der Jagdsaison (als Service: heute in DE unbekanntes Wort> Kundendienst) erledigt wurde.

Anm. am Rande: JEDE Flinte sollte vor der Jagdsaison einmal im Jahr gründlich überprüft werden !

Bei den Mengen die geschossen wurden, erübrigt sich die Frage nach dem Sinn von Schwesterflinten schon allein bei dem Gedanken an die Erwärmung der Läufe.
Lord Ripon erlegte nachweisbar zwischen 1867 und 1923: 556.813 Kreaturen.
Die Jagdzeiten waren kurz, gejagt wurde nur an Weekends (meist ohne Sonntag), zwar bei jedem Wetter, aber immer unter Einhaltung von Lunch und Tea-break.
Die Fasanerien arbeiteten daran ihrem Dienstherren möglichst große treiben zu ermöglichen.
Viele Vögel waren ein Staussymbol für Leute die Geld im Überfluß besaßen.

Einige Rekorde:
6125 Fasane in Ungarn bei Herzog Karoly (die Heiden schossen auch Sonntags)
3937 Fasane in Hall barn bei Lord Burnham
1070 Grouse allein von Lord Walshingham auf einer Jagd in Bluberhouse

Ja, es wurde gewaltig Dampf gegeben in den alten Zeiten.
Tempi pasati?
Ja und nein.
Auch heute sieht man noch Schwesterflinten im Einsatz. Manchmal zurecht und gekonnt mit einem geschulten Loader benutzt, leider öfter ziemlich wild gefuchtelt und ohne das Potential zu nutzen.
Gute, eingespielte Teams sind heute viel seltener als hochwertige Flintenpaare die sich heute jeder Börsenschmarotzer zusammen mit seinem Custom SUV zu ordern scheint.

Zunächst gilt: Erst mit einem guten Loader wirken sich die Vorteile der Schwesterflinte aus.
Loader und Schütze müssen ein eingespieltes Team sein, bei denen jede Bewegung der Hände, jedes Ausweichen und Handreichung perfekt sitz.
Auch sollte berücksichtigt werden, dass sich einige Schießstile besser und schlechter für das Schießen mit 2 Flinten eignen.
Der unter die Achsel geklemmte Schaft ala Churchill ist beim schnellen Wechsel weniger geeignet als eine offene Grundhaltung wie die von Stanbury.

Ein Aushilfs „secretario“ ,der sich ein paar Euro dazuverdienen will und morgen wieder Hochhäuser im Malaga zementiert, ist da weniger der Mann der Wahl.

Genau dies ist auch die Crux mit den schönen Flintenpärchen.
Weil es kaum kompetente Loader gibt, können diese Waffen kaum eingesetzt werden…außer beim Schüsseltreiben zur Hebung des Imagefaktors.

Die besten geschulten Loader findet man heute in Argentinien, Mexico und bei uns in Europa, in Spanien.
Dort sieht man kurz vor der großen Jagd des königlichen Infanten ,einem der größten jagdlich/gesellschaftlichen Ereignisse in Spanien, Schützen mit Spanner fleißig die hohen Überkopftauben üben..
Aber auch in den Lateinamerikanischen Ländern, mit ihren grotesken Schussmengen (1000 Schuß pro Tag sind normal) und den gewaltigen Anflügen, braucht es Flintenpärchen um ununterbrochen feuern zu können.

Und genau dies ist der Sinn des Schießens mit Schwesterflinten oder früher mit Triplett-Garnituren.
Dauerfeuer !

Nicht hohe Schusskadenz, sondern das rythmisch , gleichmäßig ununterbrochene Beschießen der anfliegenden Vögel zählt und führt zum Erfolg.
Ob dabei DF, BDF oder wie in Argentinien oft gesehen SLF eingesetzt werden ,spielt eine sekundäre Rolle.

Gleichmäßiges, rythmisches und konzentriertes Beschießen der Ziele führt zu hohen Strecken (oder Siegen)!

Dies ist nur zu erreichen, wenn sich das Sehfeld ohne Unterbrechung auf den Himmel richtet und der zu beschießende Vogel schon am Horizont erfasst wird , bevor noch die neu geladene Flinte in der Hand liegt. Jedes Flintenpärchen ist eben nur so gut, wie das Pärchen dass sie bedient.

Hier schließt sich der Kreis zum ollen Lord Ripon, der alles schon dazu sagte.

Wen’s interessiert, der findet im Buch „The big shots“ hervorragende Infos über die große Zeit der Flintenpärchen und wer’s mal in Aktion sehen will dem sei der der Film „the shootingparty“ empfohlen (siehe Booklists vol 3).

Wer’s erlernen will, das Schießen mit zwei Flinten, der sei an einen Schießlehrer verwiesen, doch nie vergessen…der loader machts!

Mein alter Schießlehrer grummelte mal aus seinem Bart:
„Zum Schießen mit dem Flintenpaar gehört Panache…wer nicht weiß, was das ist..der hat’s auch nicht.“

Bunduki

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