More choke … longer choke … better choke!

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„Egal was für Chokes drin sind…wenn man drauf ist, ist man drauf”…

„das mit den Chokes, ist alles nur Psychologie ; wer trifft, der trifft…“

„weite Taube, langer Lauf – nahe Taube, kurzer Lauf…da braucht’s kaan Choke net…“

„wer im Jagdwettkampf Chokes nicht wechseln darf , braucht’s im real existierenden Jagdalltag auch nicht… Horrido – und basta !“

So einfach kann wissensbefreite Fachkompetenz klingen, wenn Phlegma und Weltsicht von Lilliput eine harmonische Melange „ala Oberförster Pudlich“ eingehen.

Wer intellektuell und praktisch etwas ambitionierter das Thema Choke angehen möchte, hat’s schwerer…
… weder ist es egal, welche Verengung der Choke hat, noch welche Länge und welche Form der Choke hat.

Alles hat Auswirkungen auf die Deckung, die Streuung und die Garbenform !
Das Ignorieren dieser Tatsachen ist zwar immer noch, sogar in Ausbildungen, ebenso bequem wie beliebt, dennoch führt kein Weg vorbei, sich mit den „neuen Chokes„ zu beschäftigen.
Spätestens seit der (fast weltweiten) Notwendigkeit (wenn auch nur rechtlich) von Alternativschrot, gehören Wechselchokes zur Grundausstattung einer modernen Flinte. Doch mit den einfachen, oft recht simpel konstruierten (billigen)Würgehülsen ist nun auch schon Schluß.

Das Bessere ist eben des guten Feind !

Neue Materialien wie Stainless-Steel, Titan etc. sowie neue Berechnungen sphärischer Kurven und präziseste Herstellungsverfahren ermöglichen immer bessere Leistungen, bei der schwierigen Aufgabe eine chaotische Massenbewegung von Einzelpartikeln in eine halbwegs geordnete Bahn zu bringen.

Im sportlichen Bereich haben sich nun die verlängerten Chokes endgültig durchgesetzt.
Einige Nobelhersteller setzen seit längerem verlängerte, aber noch mündungsbündige Chokes ein. Aufsehen erregen heute die über die Mündung hinaus ragenden Chokes.
Etwas ungewohnt in der Optik, verbessern sie die Verteilung der Schrote erheblich.
Chokes wie die, der Fa. Briley, Teague oder Seminole haben nichts mehr von den billigen Stahlröhrchen an sich, welche so mancher Flinte beiliegen und welche so leicht und billig aus italienischen und türkischen Zulieferfirmen in unseren Markt fließen.
Sie sind passend auf die Waffe errechnet und weichen sogar oft in Ihren Verengungen vom Standard-program der Waffenhersteller ab. So gibt es Zwischengrößen , besonders stark verengende (turkey) oder extrem streuende Chokes (spreader).

Aufgrund Ihrer aufwendigen Herstellung und der Materialen sind sie weitaus teurer als Standartchokes.
Dabei kann nicht oft genug wiederholt werden, dass es KEINE Normung von Chokes gibt.

Allein die Grundgröße „Zylinder“ ist immer gleich (in mäßigem Toleranzbereich); also ohne Verengung oder Erweiterung, muss der Zylinder dem Laufdurchmesser entsprechen (eingeschlagen an der Laufwurzel in mm).

Somit variieren Chokes nicht nur in der Länge, sondern eben auch im Durchmesser, da sie sich an das Laufprofil der Waffe angleichen müssen.

Dieses Laufprofil liegt in einem relativ weiten Toleranzbereich (nachzulesen z.B. in den amtl. Maßtafeln für DE). Ist die Bohrung z.B. bei Kal. 12 größer als 18,4mm so spricht man vom „überbohren“ des Laufes.
Das Überbohren von Läufen in Kombination mit angepassten/verlängerten Übergangskonen ist heute bei vielen modernen Flinten Standart…aber auch hier: keine Normung.

So ist das Überbohren bei einigen Firmen auch (bei einigen: vor allem) ein fester Bestandteil des Marketing geworden, bei anderen Herstellern ist es „understatement“, und man geht selbstbewusst nicht weiter darauf ein…man scheint Vertrauen in die Fachkenntnis der Klientel und in die eigene Professionalität zu haben.

Der verlängerte Choke im überbohrten Lauf mit angepasstem Übergangskonus, gilt heute als Nonplusultra der Flintenbaukunst…
Doch kann auch ein Standart (z.B. 18,4mm) Lauf mit einem langen Choke noch verbessert werden und (fast) gleiche Leistung wie ein überbohrter Lauf mit langem Choke zeigen…wenn die Patrone dies zulässt.

Auch werden hervorragende Deckungen erreicht, wenn Übergangskonen günstig (flach und somit länger als im „klassischen Flintenbau“) dimensioniert sind und sich somit mit langen Chokes ergänzen.
(„wenn Sie jetzt glauben, das hört sich alles recht komplex an…stimmt!! Flinten und ihre Ballistik sind wesentlich facettenreicher als das recht banale Kugelschießen“)
So wird eine gleichmäßige Führung der Garbe im Schrotkorb* durch eine Vielzahl von Kriterien (Übergangskonus, Laufprofil , Choke, Zwischenmittel etc.) erzielt, die Gasverlust, Verwirbelungen und Randschrote vermeiden soll.
(*Patronen ohne Schrotkorb gelten als Anachronismus, ähnlich wie 16er Flinten , Streupatronen oder Nagelschuhe )

Es kommt bei Beeinflussung der Garbe nicht nur auf die Verengung oder Erweiterung des Laufquerschnitts an, sondern auch auf die Strecken, in der die Schrotladung geführt wird.

Je länger (und flacher)die „Würgestrecke“ im Übergangskonus und beim Choke ist, um so gleichmäßiger und verwirbelungsfreier wird die Schrotgarbe geführt. Damit weniger Randschrote.
Und im Widerspruch zu allen Küchenweisheiten omnipotenter (und leider omnipräsenten ) Amateurballistiker, sind Randschrote weder erwünscht, noch beim Treffen hilfreich!

Randschrote sind nichts anderes als Schrote, die durch die Verwirbelung in Lauf und Choke und sogn. Clustering (Verklumpung von Schroten) , außerhalb der gewünschten Flugbahn fliegen und außerhalb des gewünschten Deckungsbereiches (Ziel) einschlagen.
Nur außergewöhnlich talentfreie und beratungsresistente Schützen freuen sich über Treffer mit Randschroten, die bei der Tontaube vielleicht noch zu einem Scheintreffer verhelfen, auf der Jagd aber zu verkrüppeltem Wild und Qual führen.

Ob ein Choke nun hübsch und gefällig aussieht, wenn er einige Zentimeter aus dem Lauf ragt, mag dem persönlichen Geschmack überlassen bleiben, ebenso ob farbliche Markierungen und eine Rändelung den Gebrauch vereinfachen.
Fest steht, dass der Choke das Trefferbild beeinflusst und fest steht, dass ein moderner Qualitätschoke der mitgelieferten Standardware oftmals weit überlegen ist.

Die eben gefasste Einschränkung, spielt auf die Tatsache an, dass viele Hersteller in den letzten Jahren gelernt haben und nun von Hause aus mit entsprechenden Chokespezialisten zusammenarbeiten.

Die Tatsache, dass im sportlichen Bereich diese Chokes die Weltelite, ebenso wie den Durchschnitts – Spass – Schützen erreicht haben, sollte auch der grünen Zunft zu denken geben.

Gute Deckung, weniger Randschrote und eine ausgeglichene Garbe sind auch für sauber geschossenes Flugwild notwendig.

In Internetforen, Stammtischen und Zeitungen taucht nun immer wieder die Frage auf:
„…welchen Choke brauche ich für …“
Mit Verlaub .. diese Frage ist einfältig, schließlich fragt man auch nicht andere Leute welche Frau /Mann man heiraten soll.
Abgesehen von den Grundsportarten Skeet (weit), Trap (eng) und Parcours (individuell) kommt niemand um den persönlichen Test herum.
Waffe, Patrone und Verwendungszweck diktieren in ihrer Individualität die Chokeart…somit kann nur und ausschließlich der persönliche Versuch an der Anschusstafel Aufschluss über die optimale Kombination bieten.

Wenn nun auch noch das Thema Stahl/Weicheisen/Alternativschrot eingefügt wird, ergeben sich zusätzliche Kriterien.

So sollte die Verengung bei Jagdschrotgröße nicht stärker als Halbchoke sein (siehe Tabelle Beschussamt) und die Deckung MUSS auf verschiedene Distanzen überprüft werden.

Unabhängig vom höheren Geschwindigkeitsverlust der WE Garbe, ergeben diese Patronen sehr häufig ganz hervorragende Deckungen, da Randschrote durch den dicken Schrotkorb und das Material vermieden werden.

Da allerdings bei Jagdpatronen die Zielwirkung bei WE geringere Distanzen erfordert, ist der Weg zur Anschusstafel unumgänglich.
Dieser entkräftete dann auch jedes weiter Gerede von psychologischen Auswirkungen von Chokes auf den Schützen.
Blei und Weicheisen folgen der Physik, nicht der tiefenpsychologischen Deutungsversuchen von Laienpredigern.

Die Entwicklung der modernen Chokes und auch der Flinten, hat den Endpunkt noch nicht erreicht.
Extrem lange Chokes, Laufeinsätze und Laufverlängerungen werden derzeit entwickelt, von Winkeln geht man auf sphärische Kurven über und Munitionshersteller setzten mit immer neuen Alternativschroten neue Aufgaben…
Laufgewichte und Formen werden überdacht, ebenso wie neue Formen der Schaftnutzung zur Kompensation von Rücksto߅

Man darf gespannt sein. Die Karawane zieht endlich weiter.

Wie immer im Leben gilt auch beim Choke: Nix ist einfach, aber Fleiß und die Benutzung von Hirnschmalz zahlen sich aus ! 😉

Bunduki

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