Booklist Vol.6….Damenwahl mit Flinte

Anscheinsbegeistert ob der Fürsorglichkeit unserer volksverwirrenden
Meinungs- und Politikelite, die unser Land von Übeln wie Ehrlichkeit, Erbsenpistolen und ererbten Waffen befreiten, sollten wir uns fragen, wer wir eigentlich sind.

Wer sind Schützen und Jäger in diesem Land und können sie es sich auch weiterhin leisten, kleinlich provinzielle Rivalitäten auszutragen und in vorauseilend gehorsamen Untertanengeist, ihre Reihen zu schwächen.
Nun ist Reflexion nicht des Deutschen liebster Zeitvertreib, dennoch ist die Betrachtung der eigenen Taten und des eigenen Seins nicht hinderlich, um FÜR SICH RECHTE ZU REKLAMIEREN.

Auch ist es durchaus hilfreich, auf die Erfahrung anderer zurückzugreifen und zu erkennen, dass „allein“ nicht „einzig“ heißt und somit nur der Schulterschluß zu Stärke führt.

Bedauerlich, dass Frauen bei Betrachtungen um Waffenrecht, Sportschießen und Jagd so oft außen vor gelassen werden.
Schnarrender Casinohumor verklemmter Chauvinisten erfüllt so manches Internetforum und lässt „die Mädels“ schnell frustriert weiterklicken.
Die Jagdpresse erkennt Damen als dekoratives Beiwerk an, wenn Bild und Anzeigenaufkommen passen , ansonsten genügt ein Alibiartikel pro Jahr …und ansonsten hat man noch die Kochecke und die Kinderseite (eine Kategorie oder zwei???).

Schade , denn wie man mit ein wenig Recherche erkennt, gibt es jagende und schießende Frauen seit vielen Generationen. Nur wird bei uns darüber der gnädige Lodenmantel der dazu süffisant schmunzelnden und schweigenden Herrenjäger und Funktionärschauvis gelegt .

Dabei fing alles bei uns so gut an (und das bei uns!):

Eine selbstbewusste Frau die politisch aufgeklärt und sowohl gesellschaftlich wie jagdlich emanzipiert war , erschien als erste Society Lady Europas schon vor den 1.WK:

Mary Theresa Olivia Cornwallis-West , auch berühmt als Daisy von Pless, war eine großartige Schützin und auf allen Jagden Europas zuhause.
Der prüden englischen Gesellschaft war sie über und kümmerte sich nicht um engstirniges
Königinnengewäsch, wie den spitzen Spruch „ only fast women shoot“

Bedauerlich, oder eher typisch, dass eine solche Frau jagdlich keine Anerkennung in unserem System findet ,welches Frevert und Co. immer noch die Nibelungentreue hält.

Eine sehr umfassende Biografie ( jagdlich leider wenig ergiebig) dieser imposanten Frau :

Daisy von Pless: Eine Entdeckung
von W. John Koch

Mit Sicherheit die berühmteste Schützin und Jägerin der Welt, war Phoebe Ann Mosey, besser bekannt als Anny Oakley.
Von klein auf mit der Waffe ihren Lebensunterhalt als Marktjägerin bestreitend, berühmte Kunstschützin, die Könige,Präsidenten und Kaiser,aber vor allem die normalen Menschen verblüffte und bis heute fasziniert.
In Ihrem Leben kam alles vor: Elend, Krankheit, Leid und Ruhm, Ehre und Romantik und das alles verbunden, mit Pulver und Blei.

Annie Oakley
von Ginger Wadsworth

Mehr von Annie Oakley und anderen weiblichen (und männlichen) Kunstschützen bringt das herrliche Buch von R.L.Wilson auf den Kaffeetisch:

Buffalo Bill’s Wild West: An American Legend
von R. L. Wilson , Peter H. Beard , Douglas Sandberg

Die famose Buchreihe „Sisters of the hunt“ beschreibt Frauen und Ihre Abenteuer in einer Zeit, in der für Frauen manches unmöglich schien, Reisen beschwerlich waren und Jagd noch unbeschwert als archaischer Moment des Beutemachens beschrieben werden durfte.

Fast Zeitgleich mit Annie Oakley lebte eine Frau ihren Traum von Abenteuer, Film und Jagd:
Osa Johnson gilt mit ihrem Mann als Begründer des Dokumentarfilms.
Zuerst Afrika, dann die ganze Welt…mit Kamera, Büchse, Flinte und Revolver zog sie jagend durch die Welt und wurde ein Star ihrer Zeit.
Sie filmte wilde Tiere ,tanzte mit Kannibalen, jagte mit Feuerwaffen, Speeren und Bogen und sah dazu noch äußerst attraktiv aus.
Jagdwanderungen und Abenteuer mit Menschen und Tieren in einem Afrika fernab der heutigen Tragik des schwarzen Kontinents…:

Four Years in Paradise von Osa Johnson

Eine der größten und mutigsten Jägerinnen einer vergangenen Welt , begleitet der Leser durch Afrika :Mary H.Bradley
On the Gorilla Trailvon Mary Hastings Bradley

Zur selben Zeit, als bei uns Frauen auf der Jagd, im Beruf und Politik nichts zu suchen hatten…machen sich zwei Damen auf, die schon in Afrika und den amerikanischen Plains gejagt hatten ,um die (bis heute) größte, wildeste und abenteuerlichste Jagdlandschaft der Welt zu erkunden: Alaska

Two Dianas in Alaska
von Agnes Herbert und A. Shikari

Wie wird man zur Jägerin ? Geld und Zeit schienen auch vor 80 Jahren nicht zu genügen…
Adventures in a Man’s World: The Initiation of a Sportsman’s Wife
von Courtney Borden

Doch wenn man Jägerin ist, wird die Welt klein und Strapazen werden Bagatellen…
The Cruise of the Northern Light
von Courtney Letts de Espil aka Courtney Borden

Diese und andere Abenteuer haben die amerikanische Autorin Mary Zeiss Stange bewogen Frauen und ihre Einstellung , ihr Verhalten und „ihre“ Geschichte der Jagd zu untersuchen:
Was herauskam waren interessante Gedanken:

Woman the Hunter
von Mary Zeiss Stange (Autor)

Prof.M.Zeiss Stange ist auch verantwortlich für die o.g. Buchreihe „Sisters of the hunt“
Einen Einblick in Ihre oft provokanten Thesen findet man hier

weitere bei uns unbekannte aber in den USA sehr beachtetet Werke der Autorin:

Heart Shots: Women write about hunting

Gun Women: Firearms and Feminism in contemporary America

Weit weniger wissenschaftlich, aber sehr humorvoll und sowohl für alle jagenden Frauen, wie deren Partner ein herrlicher Spiegel jagdlicher Begebenheiten.
Englische Erzählkunst „at it’s best“ !

Is She Coming Too?: Lady Hunter-89: Memoirs of a Lady Hunter
von Frances Hamerstrom

Ernster wird’s bei den nächsten Büchern.
Hier erfüllen Waffen nicht mehr friedliche Zwecke, hier dienen sie ihren Besitzern in ihrer ureigensten Bestimmung: Die Waffe als letzter Schutz der körperlicher Unversehrtheit.

Was in Amerika von der Verfassung garantiert wird, was in Nachbarländern wie Österreich,
als legitimes Bürgerrecht gesehen wird und was für jeden bedrohten Menschen ultima ratio und Menschenrecht sein sollte, wird in diesen Büchern als selbstverständlich gesehen.

Paxton Quigley wurde mit ihren Büchern, TV-auftritten , Shows und ihrem Kursen zur Kultfigur in den USA.
Mehr von dieser bemerkenswerten Frau hier: Paxton Quigley

Armed and Female: Twelve Million American Women Own Guns, Should You?
von Paxton Quigley
Not an Easy Target: Paxton Quigley’s Self-Protection for Women
von Paxton Quigley

Warum bewaffnen sich Frauen und welche Bedeutung haben ihre Waffen für sie?
Der Versuch einer journalistischen Antwort:

Blown Away: American Women and Their Guns
von Caitlin Kelly (Autor)

Waffen,Emazipation,Kunstschützinnen,Jägerinnen,Showgirls,schießende Präsidentengattinnen, Hollywoodikonen mit Flinten und weibliche Soldaten mit Colt 1911,Galil und Mosin Nagant…
Bilder und Texte aus der bewaffneten Welt und guten wie schlechten Zeiten

Silk and Steel von R.L.Wilson

Und zu guter letzt ein Buch, das Bilder von Menschen sprechen lässt, wie schon in „armed america“.
Vielleicht als Rechtfertigung der Autorin begonnen, gibt es Einsichten in unterschiedlichste Motive.
She’s Got a Gun
von Nancy Floyd

Ach ja…gerne hätt’ ich auch deutschsprachige Werke aufgeführt…allein… 🙁

Bunduki

PS:
wie immer sind alle Bücher noch erhältlich.
Bezugsquellen für diese Bücher siehe die Links in Booklist Vol. 5 des Flintenblog

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