„Geniales“ Zubehör Vol 1.…wer braucht’s?…brauchts wer ?

Äußerst rührig sind sie, die Zubehörindustrie und die ungezählten Erben von Daniel Düsentrieb , die uns gegen einen kleinen oder großen Griff in die Tasche, mit ihren Produkten das schießende Leben erleichtern wollen.

Sind wir ehrlich, das Suchen und Finden von neuem Zubehör für unser Hobby, weckt den urzeitlichen Sammeltrieb in uns…oder es ist das Pendant zur weiblichen Shopping-manie, bei welcher allzu oft auch nur bunter Murks in die Höhle geschleppt wird.

Tja, und da sind wir auch schon: Murks, Schrott, Gelumpe, Gerödel…Ja? Nein?

Bei einigen Produkten ist das nicht so ganz klar. Was für den einen eine famose Erleichterung darstellt, ist für den anderen so verzichtbar, wie Pickel für den Teenie.

Die Menge an Zubehörartikeln in allen Preislagen ist überwältigend.
Nobelmarken, die ein in Champagner gegerbtes Froschleder-Reinigungsset, zum Preis des Jahreseinkommens eines Harz4 Empfängers, dem blasiert-tweedigem Upperclass-Imitator andrehen …
…ebenso wie kleine Unternehmen ,die ihr kurzfristiges Dasein nutzen, eine neuartige „Präzisions-Visierung“ zum Schnäppskespreis ,an den verwirrten ,weil frischlodigen Kunden zu bringen.

Allein schon die Unterbringung von all dem angesammelten nützlichen Schnick und dem
überflüssigen Schnack, stellt einen vor logistische Probleme.
Verlangt sie doch irgendwann nach einem eigenen Flintenraum mit wandhohen Regalen .

Wer dann auch noch als modebewuster Ballerbeau die neueste Schießjacke aus italienischer Pygmäenfertigung braucht, der sollte seine weiblich elegante Schützenseite auf so einen Raum ausleben.
Sonst kommt das aufmerksame Frauchen dahinter , was das ganze Gerödel gekostet hat …und kombiniert daraus messerscharf, dass es dafür ganz prächtige „Manolos“ als Strafzahlung gibt. Also Vorsicht, Burschen ! 😉

In loser Folge wollen wir im Flintenblog Produkte vorstellen, die von „Sinnvoll bis Sinnlos“ unser Herz erfreuen, nerven , ärgern und unsere Tasche leeren.

LEUCHTKÖRNER

Ein geradezu grandioses Mittel der finanziellen Umverteilung, zugunsten darbender Tandler, sind diese unterschiedlich langen Leuchtstäbe, die mittels Magnet, Schraube oder Kleber auf der Schiene angebracht werden.
Versprochen wird sofortige Verbesserung der Schießleistung, weil man „endlich“ das Korn deutlich sieht.
Nun soll man das aber gar nicht!
Im Gegensatz zum Pistolenschießen, bei dem „watch Your front sight“ gilt, ist das Flintenkorn ein Orientierungsmittel, dass nur verschwommen wahrgenommen wird.
Scharf muss das Ziel gesehen werden und das Korn wird vom Auge nur periphär wahrgenommen ; quasi um dem Gehirn eine Information zu geben, wo das Ende des Laufes ist.
Nur so kann der innere Computer, Geschwindigkeit von Lauf und Ziel koordinieren.

Wird man vom fluoriszierenden Lichterspiel des Korns vom Ziel abgelenkt,gibt’s einen schweren Systemfehler bei o.g. Kalkulation …und schwupps geht’s daneben.

In schlechten Lichtverhältnissen, wie beim späten Entenansitz, brauchts allerdings ein markanteres Korn, als bei hellem Tage. Hier erfüllen kleine farbige Körner ( ~ 6 mm lang) ,oder die alten Elfenbeinkörner, die Aufgabe besser als der olle Silber-stumpen am Laufende.
Auch unbewusstes Sehen , bedarf der Sichtbarkeit von Dingen !
Also prüfe, wer sich ein Leuchtkorn aufbindet, ob’s denn auch den gewünschten Effekt bei ihm hat.

BÜCHSENVISIERE

Extra auf der Schiene anzubringen, mit Leuchtstäbchen versehen, machen sie aus einer Flugwildwaffe eine halbwegs geeignete Drückjagdwaffe !?
Dort, wo mit FLGs auf Schweinchen gejagt wird, kann dies Sinn machen.
Als ich allerdings solche Dinger mal meine italienischen Freunden bei der Jagd in Macchia und Weinbergen zeigte, hielt sich deren südländische Begeisterung in Grenzen.
Auf die Distanzen in denen Slugs (FLG) effektiv und sicher benutzt werden können, genügt auch das Flintenkorn als Zielmittel.
Allein wenn Trefferpunktabweichungen korrigiert werden sollen, machen diese aufschraubbaren Büchsenvisiere Sinn.
„Präzisionsvisiere“ auf Flinten gaukeln eine Eignung vor, die nicht gegeben ist: Die Reichweite eine Kugelwaffe.

LEUCHTVISIERE
Das gleiche gilt für optische Systeme wie Aimpoint, Docter etc.
Eine großartige Hilfe auf der Spezialflinte ,beim IPSC Schießen und im praktischen Diensteinsatz, wo präzise Schüsse auf unterschiedliche, aber statische, Ziele abgegeben werden .
Für den Schuss auf schnell bewegliche Flugziele völlig ungeeignet und kontraproduktiv.

SIGHT BLINDER
Ein seit vielen Generationen, immer wieder neu produziertes Blech, das an die Laufschiene montiert, ein falsch dominantes Auge, vom Zielen abhalten soll.
z.B. wird das Korn für das linke Auge abgedeckt, so soll das rechte die Führungsrolle übernehmen.
Unsinn ! denn mittels auf die Schießbrille geklebten Schußpflasters, Tesas oder kleinen Fettfleckes, wird ein besserer Sicht-Effekt erzielt und dem Schützen auch die Möglichkeit der Adaption gegeben.

Wem Schußpflaster und Tesa zu proletarisch sind, der kann sich auch eine „OKKLUSIONSSCHEIBE“ auf die Brille pappen.
Die kostet mehr, klingt nach hoher Professionalität, heißt aber auch bloß „Verdeckung“ …und wird gern von Kaisern mit neuen Kleidern getragen 😉

LEUCHTSPURMUNITION
Viel gewünschtes Allheilmittel an Stammtischen der verzweifelnden Jagdschüler, doch von Schießständen nicht unbedingt gern gesehen.
Gemein was? Wo man dann doch so schön sehen kann, wo man vorbei geschossen hat… 🙁

Bloß kommt’s eben nicht drauf an, WO man vorbei geschossen hat, sondern WARUM!
Und da helfen auch Tracer und Co nicht. Selbst wenn sie zugelassen wären. 😉

VERSTELLBARE CHOKES
Zugegeben: tolle Idee für alle einläufigen Flinten.
Sind zwar schwer, machen den guten Püster etwas vorderlastig und geben dem Schwung die geronte Dynamik eines Rapsongs von Juppie Heesters…“aber wenn’s schee macht ? “

Geht man die Sache genauer an und testet die Wunderwerke, stellt man leider fest, dass die Gleichmäßigkeit der Verarbeitungsqualität sehr unterschiedlich ist und damit die Einstellungsgenauigkeit stark schwankt. Man kann Glück haben, muß aber nicht!
Die verstellbaren Lamellen im Inneren der Geräte sind schon mal etwas einseitig, was bei bestimmten Einstellungen zu einer massiven Trefferpunktverlagerung führen kann.
Schade, aber hier diktiert wohl der Preis die Qualitätsmöglichkeiten.

Moderne Hightech-Chokes ala Briley, Teague, Seminole sind schnell zu wechseln und von der Performance weit überlegen.

SUB GAUGE TUBES
Einsteckläufe und Reduzierstücke in der Sprache Goethes.
Zuerst zu den Reduzierstücken:
Früher hülsenartige Einsätze, mit denen man auch mal eine KK-patrone verschießen konnte, taugen die Dinge dank mangelnder Präzision als Sammlerstück.
Heute als Kaliberreduzierung aus dem Land der „industrie- und sonstig Verdummten“ zu uns rüberschwappend, versprechen sie viel und halten nichts!.
Aus einer 12er Flinte mittels eines 10cm langen Einsatzes eine 20er zu machen, ist Unsinn!
Warum?
Weil der Schrotkorb weiterhin ein 20er bleibt, den 12er Lauf nicht ausfüllen und dichten kann und wie ein Lämmerschwanz auf der Reise zum Ziel hin und hergebeutelt wird…und ein gebeutelter Korb hilft nicht beim Treffen!

Die wahren Meister der Kaliberreduzierung sind die Einsteckläufe (neudeutsch: sub gauge tubes).
In verschiedenen Qualitäten, die sich in der Präzision der Einpassung unterscheiden, machen sie aus einer 12er, tatsächlich eine vollwertige 20er,28er oder .410er.
Man kann bei ihnen Chokes wechseln und, sind sie sauber eingepasst, schießen sie recht passabel.
Allerdings nie ganz so gut wie ein Originallauf, da ihre Schwingungsmöglichkeiten durch die punktuelle Befestigung eingeschränkt sind.

Die teilweise brachiale Befestigung und Lösung der Läufe durch (Plasik-)Hammerschläge, lässt einem oft das Herz stocken …die scheinbar sensiblen Dinger halten’s aus…wenn die notwendige Sorgfalt angewandt wird !

Hergestellt für die amerikanischen Disziplinen (US Trap und US Skeet) bei denen jede in unterschiedlichen Kalibereinteilungen geschossen werden kann, verwandeln sie ihren größten Nachteil (bei uns), in einen Vorteil.
Die Waffe wird vorderlastiger und schwerer.
D.h.: eine 12er wird zu einer sehr schweren .410er und bringt so im Wettkampf mit Voranschlag den Vorteil des höheren Gewichtes, welches der Schütze sich nicht auf den Schwung einer ultraleichten 410er Waffe einstellen muss.

Eine geistreiche Verwendung in unseren Gefilden, habe ich noch nicht gefunden und so auch meine umfangreiche Auswahl an „Tubes“ wieder entsorgt.

MAGAZINVERLÄNGERUNGEN

Die SLF ist ein ideales Betätigungsfeld für Bastler, Küchentuner und Zubehörjunkies.
Der Versandhandel, speziell in den USA, bietet alles und noch mehr…dennoch sollten Bagatellen wie unser Waffenrecht, hie und da Beachtung finden.
Gerade das beliebteste Bastelteil der SLF Szene, ist da nicht frei vom Zwang zur kognitiver Assoziation und juristischen-venatorischen Grundwissens.

Magazinverlängerungen sind in erster Linie „geil“ aber natürlich auch legal.
Allerdings sei mir erlaubt, keck zu fragen, welchen Sinn eine 9 schüssige Flinte hat, wenn ich auf der Jagd nur 2 Schuß ins Magazin laden darf und der Rest der Röhre von einem „Plug“ besetzt ist.
Weiter öffnet sich das Logikloch, wenn ich an den Schießstand denke, wo es so etwas exotisches wie eine Standordnung gibt, die natürlich die Schussanzahl auf 2 beschränkt.
Bodenlos dämlich wird das ganze, wenn ich dann aber tatsächlich mit 8 oder 10 Patronen meine Riesenröhre aufmunitioniere und damit schnelle Flugziele treffen möchte.
Gewicht von Röhre UND Munition verleihen einer Flinte die Balance einer beladenen Schneeschaufel.

Was Tom Knapp, Renato Lamera und Co auf Trickshooting-Vorführungen machen, hat mit Realität wenig zu tun !!…dies an unsere intelektuell zu jung gebliebenen .

Von all den Tuningteilen für SLFs, haben sich bei mir nur 2 Teile in 30 Jahren als sinnvoll erwiesen: ein deutlich vergrößerter Spannhebel und ein vergrößerter Magazinstop-Hebel, welche auch im Winter mit Handschuhen leicht zu bedienen sind…und die Hebelchen mach ich mir selbst.

…und zum Abschied noch eine besonders nette Frage aus den Tiefen des Internet:
„…wenn das Teil keinen Sinn macht, wieso stellen die Hersteller das denn her?“

meine Antwort: „ Weil Geld und Heilsversprechungen nicht stinken… „

…..to be continued

Bunduki

Wichtig als Nachtrag zu den Einsteckläufen ZU BEACHTEN !!

Reduzierstücke benötigen PTB Zulassung oder Beschuß (je nach Gasdruck) !!

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