Schaftvermessen…leicht gemacht… home made gunfitting

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Neulich auf dem Schießstand Bullerbue…
Da stand er in voller Pracht!
Wahrlich ein Stansbury… von dem Scheitel bis zur Oxfordsohle!
Frischesgebügeltes Tattersal-shirt, echt tweedige Tweedkappe, Clubkrawatte und natürlich das Emblem eines insularen Schießclubs als Pin dezent an der makelosen und ebenfalls tweedigen country-livestile-shooting-waistcoat.
Ein Schießleher wie er im Buche (Rosam.Pilcher, Band 44 „ I lost my love down the line “ ) steht.
Frisch geadelt mit dem Onion-Diplom für Adleraugen und englische Grammatik,steht er ca. 15 Meter von einigen Schützen entfernt ,welche sich mit der Trapmaschine oder besser, deren Tauben abmühen.
Registered Master of Disaster (4th degree ) wirft ab und zu einen kurzen Blick zu den Verzweifelten, lässt sich aber nicht aus dem Konzept seines Vortrages ( „me, my genius and the british shooting system“) bringen, den er einigen zukünftigen Schülern und Fans des geschmeidig hohlen Wortes hält.

Nach einer Weile, als der Tee kalt war und die Salamibrötchen alle, schnappte er sich eine riesige Schieblehre, die er wohl von Rufus Hagrid (s.Z.:Hausmeister in Hogwarth ,siehe H.Potter 1-7) gemopst hat und schlendert zu den Schützen.
Als einer gerade seine Taube gefehlt hat , nimmt Master of Disaster seine Riesenschieblehre ,und hält sie dem Schützen auf’s Flinterl…während dieser noch im Anschlag ist.
Dann ein kurzes,beiläufiges :“ na da müssen wir was mit der Senkung machen“ …und schon ist die schießtechnische Mission beendet…und natürlich neue Salamitbrötchen fertig.

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OK…OK…
Nein! … solche Sachen gibst nicht…Bullerbue nicht und Master of certified Disaster nennt sich auch keiner und Salamibrötchen gab’s an dem Tag auch keine… war Mettwurst drauf. 😉

Schaft vermessen ist keine Geheimwissenschaft.
Allerdings setzt Gunfitting eine besondere Kenntnis der verschiedenen Schießtechniken, Anschlagarten und auch des menschlichen Körpers, sowie profunde Waffenkenntnis voraus.
Gunfitting im Vorübergehen, ist ebenso albern ,wie Fehlschüsse von Schützen aus 15m Entfernung zu beurteilen.
Das hat mit seriöser Beratung oder gar Schulung nichts zu tun, das ist besten Falls Angeberei…im übleren Fall ist’s wohl B…. ach ,lassen wir das.

Deswegen sollte man „Gunfitting“ von Leuten mit Erfahrung durchführen lassen…nicht von Leuten, die nur so aussehen wollen!

Gunfitting ist, genau genommen , etwas anderes als Schaftvermessen.
Werden bei letzterem nur die Schaftmaße des bestehenden Schaftes ermittelt , werden beim Gunfitting die zukünftigen Maße eines individuellen Schaftes für den Schäfter evaluiert.
Beim Profi sieht das Vermessen kurz gesagt so aus:
Nach einer Voreinstellung des Verstellschaftes mittels Augenmaß, kommt heute meist der Laser zum Einsatz .
Dann wird auf der Anschußscheibe gegenkontrolliert.

Danach werden die vom Kunden gewünschten, oder die allgemeinen Taubenpräsentationen geschossen und der Schaft im „Feintuning“ an den Kunden und seine Bedürfnisse angepasst.
Erst zum Schluß kommt besagte Riesenschieblehre oder ein anderes Schaftmessinstrument (siehe Abbildung) zum Einsatz.
Jetzt werden die Maße für den Schäfter abgenommen.

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Wer das ganze im do it Yourself machen möchte, der braucht sich keine Sorgen um teure Geräte zu machen.
Um die Grundmaße eines Schaftes zu erhalten, genügen einige improvisierte Gerätschaften.

Um die Waffe sicher beim Messen,Reinigen und Pflegen auszurichten, sollte sich in jeden Flintenhaushalt eine Gewehrwiege
g befinden. Möglichtst eine zweiteilige um den unterschiedlichen Vorderschaftlängen genüge zu tun.

Eine einfache Schaftlehre ist mit wenigen Stücken Holz aus dem Baumarkt und einem Metallineal schnell gefertigt.
Im Bild wird unter a eine selbst gemachte Lehre gezeigt, mit der man mittels des an einem Ende angebrachten Gelenkes und eines gewöhnlichen Geodreiecks c,auch den Pitchwinkel (g =Winkel z zu y), direkt in Grad, abmessen kann.

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Verzichtet man auf das Winkelmessen, kommt man mit einem Rollmaß und dem Messen der drei Maße (X-c) , (X-d) und (X-e) ebenfalls zum Ziel des Pitchmaßes.

Positioniert man die Schaftlehre a präzise mittig ,kann man am Schaftende mit dem Winkelmesser auch die Schränkung ablesen.

Ganz einfach , aber für den Kofferraum ideal, ist das simple Teil C.
Einfach ein sauberes langes Holzteil , ein Gummiband das ein Lineal fixiert und schon kann man die Messpunkte (a) ,(b) und (f) zur Grundlinie (Y) erhalten.

Will man auf dem Stand die Senkung verringern, genügen Moosgummistreifen e, die mit Klebeband auf den Schaftrücken angebracht werden und somit den Abstand (y) und (f) verringern.
Etwas professioneller geht dies mit sogn. Combraisern (im Waffenfachhandel,sogar im deutschen, erhältlich), einer Schaftrücken-Auflage, die in drei Höhen geliefert wird.

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Wenig geheimnisvoll ,aber recht effektiv ist das schwarze Gummiband h, dass es im Kurzwarenhandel gibt.
Es dient schlicht als provisorisches Hilfskorn ,wenn die Waffe kein solches besitzt ,und der Schütze einen Anhaltspunkt braucht ,wie viel Schiene er sehen muss.
Einfach ein Stückchen um die Schiene verknotet, mit Leuchtmarker mittig markiert und fertig.

Das gleiche erreicht man eleganter mit selbst-isolierendem Klebeband .Ist eine schnelle Hilfe um mehr Konstante in den Anschlag zu bringen.

Was wie und wozu vermessen wird ,dazu geht “ Bundukis Flintenlehre“ in mehreren Artikeln ins Detail

Nun auf denn, seien die Schäfte vermessen , auf dass die Master of Disaster mehr Zeit haben Mettbrötchen zu essen und weniger Unsinn erzählen müssen.


Bunduki

PS
Wer gerne wissen möchte, was einen Master of Disaster von einem richtigen Schießlehrer unterscheidet ,dem empfehle ich den herrlichen Artikel von Michael McIntosch „Apples and Onions“ in seinem großarigen Buch Shotguns & Shooting Vol3.

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