Kein Holzweg… Schränkung und Senkungsmaße

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In Fortsetzung unsrer kleinen Winkellehre vom Dezember, und damit sich einige Wissbegierige die Mails sparen , hier ein kleiner Ausflug in die Schaftmaße.

Da der Schießende Mensch ein Gesicht hat, in dem die Augen meist recht apart und schmückend platziert sind und er von seinem Konstrukteur nicht zielgebunden zum Schießen mit der Flinte gebaut wurde…muß man die Flinte an den Menschen anpassen.

Am Schaft ist dies nicht mal besonders schwierig.
Betrachten wir unser Gesicht im Spiegel und legen die Fingerspitze an den Punkt, an dem auch (idealerweise) der Schaftrücken unsere Wange küsst, so haben wir den ersten Referezpunkt !
Wohlgemerkt nicht dogmatisch und nicht in Steingemeißelt,sagen die Flintengötter,denn im Gegensatz zu manchem tweedgewandeten Flintenerweckungsprediger, gestattet uns St. Greener und die seinen, einen durchaus individuellen Anschlag.

Im vorherigen Artikel, ist dies der grüne Bereich der „aktiven Senkung“; im Gesicht ein Punkt unterhalb unsres Jochbeines.
Von dort aus geradlinig nach oben, bis zur Pupille ist die Distanz zwischen „aktiver Senkung/Anschlagspunkt „ und dem hintersten Punkt der Visierlinie.
Voila: die aktive Senkung !

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Nun zur Schränkung.
Bedenkt man, dass der Schaft nicht direkt unters Auge/Visierlinie platziert werden kann, muß also der Schaft aus der Mitte der Visier- und Schienenachse geschafft werden, um dem Gesicht Platz zu machen.
Hier spielt nun die horizontale Entfernung von Augenmittelpunkt zum Anschlagspunkt/Jochbein eine Rolle.
Nun wird auch schnell klar, warum ein Mensch mit besonders breiten Wangenknochen und eng stehen Augen, eine andere Schränkung braucht, als ein Standardmensch „germanischer“ Gesichtsprägung.

Das sich die Schränkung nach unten zur Schaftspitze erweitert, ist notwendig um Verkanntung beim Anschlag zu vermeiden.
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Wie kommt man nun zur Schränkung ?
Standardschäfte in Europa haben auch schon die Standardschränkung. Besonders gewitzte Hersteller bieten natürlich auch Wahlschäfte in Senkungs- und Schränkungsvariationen an.

Die „Cleverles“ (schwäbisch-englisch für Genial) unter den Schützen, bevorzugen den verstellbaren Schaftrücken, mit dem viel Verstellung für wenig Geld gemacht werden kann.
Die „uppercleverles“ (schwäbisch-engl. für ganz Gscheite) wissen, welche Büchsenmacher und Schäfter solche Sachen auch in bestehende Flinten einbauen können.
Die Profis wenden sich hierhin:
Paretti

Tja, und dann gibt’s die Maßschäfte, die natürlich ganz toll sind, wenn sie nicht nur vermessen, sondern die Maße auch auf dem Schießstand mit dem Gelenkgewehr erprobt wurden…
Leider sind diese Schäfte bei uns sehr teuer und nicht jeder hat Verbindungen ins Land der Zitronen , in dem es von guten ,schnellen und preiswerten Schäftern wimmelt.

Manche sind gut, schnell und manche sogar richtige Meister, die Holz nicht nur einfach in die Computerfräse einspannen: Meister Tucci

Ein Maßschaft ist etwas großartiges…
… für einen Schützen der deutlich gehobenen Mittelklasse !
Denn der hat den manifesten Anschlag, den ein Maßschaft voraussetzt.

Sich einen Maßschaft basteln zu lassen, um Anschlagfehler auszugleichen,scheint mir verlorenes Geld.
Es ist, als wolle ein Schwerhöriger seine Schwerhörigkeit dadurch beseitigen, dass er den Lautsprecher noch höher aufdreht…
Also : erst mit einem flexiblen Schaftsystem die Grundlagen erlernen und dann, wenn’s konviniert, den Bausparvertrag für den Maßschaft auflösen.

Da in der Überschrift das Wort Holzweg steht, fällt mir die putzige Kunst des Schaftbiegens wieder ein.
Macht es sich der ,die Alpensüdseite bevölkernde Genussmensch wieder mal einfach und baut seine Schäfte mit viel Holz, von dem er bei Bedarf einfach was wegschrubbeln kann, begeistert sich der kühle Nordmann an heißem,bubberndem Öl und wabernden,wogenden Wassernebeln wagnerianischen Ausmasses,die gewiss eines für sich haben:
…Die Lust an heißer Luft! Pffffffffffffffft…..

Damit eingeweicht biegt sich das Schaftholz, trocknet aus und schwupps…federt nach, reißt… und/oder irgendwann ist es wieder in der alten Form. 😉
Dass der Besitzer , wenn er Glück hat, nichts vom Zurückfedern merkt , liegt oft daran, dass er über die Jahre, die das Holz zum Zurückweichen braucht, seinen Schießstil an den Schaft anpasst.
Wenn er weniger Glück hat, das Holz gleich reist oder schon beim Austrocknen zurückfedert, oder er zu den geizgeilen Pfuschwerkern gehört ,die meinen ,so was selber, ohne das passende Werkzeug (und Ausbildung) machen zu können … tja, dann wird eben Lehrgeld bezahlt … 🙂

Schaftbiegen ist eine Kunst, die vom Fachmann mit passendem Holz ausgeführt, auch langfristig zum Erfolg führt. Doch Vorsicht ! Nicht jeder ist Fachmann , der mit heißer Luft arbeitet… und nicht jedes Holz passt.

Demnächst werden wir uns in die wunderbare Welt der Schaftlängen begeben…ein Paradies von Märchen, Gruselgeschichten, alt teutonischen Messmethoden und jeder Menge esotherischer Weisheiten allwissenden Stammtisch-Magier…

Bunduki

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