Wipe Yours Eyes…ZZ…Schießen für glückliche Aussenseiter ?

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“We few, we happy few, we band of brothers” …so nach Shakespeare, könnte man die
Grundstimmung derer umschreiben , die sich dem ZZ Schießen ergeben haben.

Ja, richtig gelesen, „ergeben haben“.
Das beschreibt am besten den Werdegang zum ZZ Schützen.
Man probiert alles aus, Trap, Skeet, Parcours und ihre Varianten und obwohl die Treffer häufiger werden, nimmt bei einigen der Frust zu.

Schießstände deren Öffnungszeiten eher Schließungszeiten heißen sollten, grobbuckliges
Personal am Drücker, Lethargie in den Vereinen und der Schlaf des Lemmings in den Verbänden…dabei aber immer hoch zu Roß und ach so „führnehm“ ,“waidmannslustig“ oder „sportlich ambitioniert“.

Da separiert sich so mancher Sportfreund vom schießenden „entre nous Zirkel“ der überreifen Best-ager und sucht neue Herausforderungen außerhalb der Bussi-truppe.

Zieht’s einige dieser Gefrusteten ins Grenzland zu unseren Niederländischen Nachbarn, treibt’s andere in den Süden…Die Alpen sind schnell überquert und schwuppps ist man in Ghedi oder San Remo und hört das Surren der Maschinen.

Was macht’s nun die Faszination des ZZ Schießens aus?
Erst mal ein Blick zurück:

Als die Patronenwaffe den Schützen von der Umständlichkeit des Ladevorgangs der Perkussionszündung befreite, war der Weg zum Sport frei.

Flintenschießen wurde zum gesellschaftlich geachteten Zeitvertreib, mit der edlen Intention dass sich der Gentleman, Herr oder Caballero in der männlichen Kunst des Schießen vervollkommnen sollte, um auf den aufkommenden formalen Jagden , eine gute Figur zu machen.

Der waidgerechte Schuß aufs Lebewesen kam erst viel, viel später in die Diskussion…ebenso wie die Achtung vor dem Leben der zu jagenden Kreatur. (Jaaaa,ok….die gibts heute auch noch…aber sie könnens heut so schön mit niederer und hoher jagd verbrämen…)

Im Gegenteil; zunächst wurde auf alles geballert was fliegen konnte.

Tauben, Amseln und alle Arten von Singvögeln wurden als Ziele genutzt.
Und selbst höchste gekrönte Häupter Europas, entblödeten sich nicht, sogar in den Ausgrabungen und Katakomben der agyptischen Gräberfelder und Pyramiden auf Fledermäuse zu knallen.
„melde gehorsamst, Majestät: Jeder Schuß ein Kunstwerk ! „

In den Residenzstädten entstanden großartige Schießklubs ,die zum Teil bis heute überlebten.
So ist Nottinghill in London heute eher Wohnort für Börsengewinnler, aber mitten in Paris kann im man im Cercle du Bois de Bologne immer noch einem Lebensstil zelebrieren ,der schon überholt war, als unsere Großeltern noch jung wahren.

Das Schießen auf lebende Vögel blieb erhalten, selbst als die pfiffigen Amerikaner die Bogardus-kugel (eine Art fliegende Christbaumkugel) als Zielmedium benutzten.
Man experimentierte mit allerlei…wie mit Federn gefüllten Tonkugeln, Flaschen, Holzscheiben und endlich mit dem Vorgänger unserer heutigen Tontaube.

Wurfmaschinen wurden entwickelt und der Name Trap , ursprünglich ein Kasten, aus dem die zu beschießenden Vögel entlassen wurden, als Synonym für den Sport gewählt.
Doch die Scheiben flogen immer mehr oder wenig gleich, was für die Freunde des schwierigen Schießens unerträglich war. So blieb es auch weiterhin weltweit beim Beschießen von lebenden Vögeln.

Daran änderte erst das Aufkommen von Skeet ein wenig.
Plötzlich wurde alles viel schneller und abwechslungsreicher.
Als die ersten Schießgärten in England und Frankreich eröffneten, folgten in Zentral-Europa immer mehr Schützen dem Ruf der tönernen Scheibe.

Allein die hispanische Welt , ohnehin bekannt für ihre etwas robuste Tierliebe, blieb bis heute hartnäckig beim Lebendtaubenschießen.
Dies entwickelte sich zu einem Riesengeschäft mit enormen Preisen…und einer absurden Wettlandschaft.
Dort, wo Geld zu unseriösen Bedingungen verdient wurde, bleibt der Amerikaner nie außen vor und somit blieb bis unlängst auch in Teilen der USA der archaische „Sport“ des Lebendtaubenschießens ,wie in Südamerika und Spanien erhalten.

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Das Frankreich und Italien sich doch noch ausklinkten, haben wir einer US-Schauspielerin zu verdanken.
Der Dame, verheiratet mit dem Fürsten einer Mittelmeerkleinststeueroase für Waffenschieber und nimmersatte aber dauerregte Beduinenerben, flatterte eine blutige Taube beim alljährlichen Großen Preis von Monaco auf den durchlauchtesten Schoß und ruinierte das Designerkostüm.

Ergo : „Ihre Blasiertheit war ganz und gar nicht amüsiert …“ und das Lebendtaubenschießen fortan gesellschaftlich geächtet.
Pech für Ihre Schauspielerkollegen und Jetsetter des europäischen Degenartionsadels, die sich daraufhin nach Marbella verlustierten und dort die Tauben meuchelten.

Warum nun der Ausflug in die blutige Geschichte?

Nun,Lebendtauben haben ,schießtechnisch, einen gewaltigen Vorteil vor Tontauben.
Ihr Flug ist nicht vorhersehbar.
Während eine geworfene Scheibe IMMER in einem Bogen fliegen muß,tut dies die Taube ,dank ihres eigenen „Antriebes“, nicht.
Und das machte das Treffen schwer.
Um das gewaltige Marktpotential der Lebendtaubenschützen auch weiterhin nützen zu können, erfand man eine wilde Konstruktion.
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Man nahm zwei oder vierflügeligen Propeller und beschleunigte sie mittels Elektromotor.
Losgelassen surrt das Ding ab und zwar komplett unvorhersehbar, da Wind, Luftströmung und die Eigenbeschleunigung der Flügel für’s „Eigenleben“ sorgten .

Später kam dann noch die Seele dazu, ein Kern der herauszuschießen ist und dann zur Erfolgsmeldung in einem bestimmten Halbkreis zu landen hat. Tut er das nicht ,gilt der Schuß als Fehler. Damit sind die Grundvoraussetzungen des Lebendtaubenschießens erfüllt und man konnte den Sport als gelungenen Ersatz sehen.

Ja, sie haben richtig gelesen. Es genügt nicht, den Propeller zu treffen, er muss in einer vorgeben Weite auch seinen Kern verlieren.
Eben: nichts für Anfänger!

Versuche dem ganzen einen Namen zu geben, waren recht unglücklich.
„Helice“ oder „elica“ werden heute benutzt und vor allem das Kürzel ZZ ist sehr gebräuchlich.
Es bedeutet nichts anderes als Zink Zurrito. Das erste, das ursprüngliche material des Propellers,das zweite, der Name der beliebtesten Taubeart , die man früher zum Schießen benutzte.

Der Sport ist heute international anerkannt und wird von der FITASC vertreten.
Das offizielle Reglement gibt’s natürlich nicht auf deutsch, da sich bis auf einen Stand in DE, niemand diesem Sport ,verschrieben hat. Ein einziges Schießen im Jahr und fertig ist der deutsche Meister,… das muß genügen.
Das Reglement

In anderen Ländern hat ZZ viele Anhänger.z.B. hier in Italien
Es ist eine ganz besondere Stimmung die auf diesen Ständen herrscht.
Man schießt 2 bis 3 Runden am Tag, hat viel Zeit zum Schauen ,Beobachten und gepflegtem Gesprächen, die sich immer um Jagd, Waffen und eben ZZ drehen.

Die Runden sind meist nur 25 Tauben, die aus 5 oder mehr Maschinen zufällig freigegeben werden.
Ein ruhiger und gleichzeitig explosiv schneller Sport für geübte Schützen.
Hier ein Videobeispiel

Hier eine Seite des US Verbandes mit anschaulichem Video

Kein Material-sport, dennoch von den Edelmarken beherrscht und von Waffen die speziell nach den Wünschen der Schützen gebaut wurden.
Selbst sehr individuelle Chokekreationen kann man dort verstärkt sehen und in Aktion bewundern.
Längst hat sich auch hier, das Wetten bei Wettkämpfen etabliert, was wiederum eine Profiszene hervorbrachte.

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Genau dies führte in den USA dazu, den Sport von heißen Wetten und starrem Reglement wegzuführen.
Man erkannte das Potential der Technik zur Simulation realer jagdlicher Gegebenheiten.
Was man draus machen kann, zeigt dieses Video

Abseits des starren FITASC Feldaufbaues, machen die Amerikaner alles möglich mit den ZZ Maschinchen und erleben glückliche Schützen und eine flotten Umsatzanstieg.
Beispiel die Florida ZZ

Das inspirierte sogar Maschinenbauer wie Emmiliana Piattelli die nun Automaten bauten die auch einzeln und mit wenig Personal werfen
Siehe Video auf der Firmen -Seite. Rechts unten anklicken.

Das große Handycap der teuren Tauben löste man mit „seelenlosen“ Tauben, die wesentlich billiger sind und dem Spaß keinen Abbruch tun wenn man ohnehin nicht nach FITASC regeln schießt.

Und genau dies ist der wirkliche Vorteil des ZZ Schießens.
Unvorhersehbares Schießen wie auf der Jagd auf einzelne und multiple Ziele
flexibel zu installieren,
mobil zu transportieren (ergo mietbar für events)
anpassbar in den Kosten
weit weniger Platzaufwand als Jagdparcours

Bedauerlich, dass bei uns sowenig Interesse und Initiative diesem Sport entgegengebracht wird.
Scheinbar…denn ein paar Maschinen gibt es bei uns…zwei Stände in Bayern sind aber nicht genug.
(Meilenberg und Grünberg findet man über meine googlemap der Stände in DE)

Nicht, dass darüber hinaus nicht ganz entres nous, der eine oder andere Automat auf einem noblen Stand vor sich hinlagert. Genutzt wird so was dann aber nur auf besonderen Wunsch von „ganz besondere Kunden“… Vielleicht liegt’s ja doch an uns Schützen und wir sind zu bequem und pflegeleicht …

Die wenigen ,die glücklichen, die Handvoll Brüder der ZZ werden sich weiterhin in Italien und Frankreich treffen und einem herrlichen Sport nachgehen…

Bunduki

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PS.
Wer ernsthaftes Interesse am ZZ schießen hat, kann sich unverbindlich zu einem Einführungskurs in 2009 wahlweise in Italien oder DE anmelden.
Im März werden wir die aktuellen Orte, Termine und Kosten bekannt geben.

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