Legenden,Mythen …und Geschwätz…“bust it“!

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Nach der Jagd beim Schüsseltreiben, oder am Tisch in der gemütlichen Gastwirtschaft, da fließen Bier und Wein, und beflügeln oft sogar die maulfaulsten, ein paar Schnurren aus ihrem Erfahrungsschatz preiszugeben.
Gerade das macht den Reiz solcher Abende aus. Da erzählt einer von Dingen, die andere noch nicht erlebt haben. Manches ist wahr, manches fast, und manches genial, erfunden.

Und da nichts von allem wirklich wichtig ist, bleiben solche Abende nicht immer leise ,aber friedlich und heiter.

Aber, wir kennen es alle, leider gibt’s immer wieder ein paar ganz G’scheite, die alles wissen, zu allem was zu sagen haben und selbst da noch trompeten, wo sie eigentlich bestenfalls (aufs eigene Geplapper) pfeifen sollten.

Gemeint sind meine Lieblinge , die Stammtischausbilder, Wirtshausbüchsenmacher und
Bewahrer des einzig wahren , echten und einzigen Waidwerkes aller Zeiten , diesseits von
Lummerland .

Mit Verve, Inbrunst und von Selbstzweifel, ebenso wie von Grundlagenwissen oder der Gnade des Nachdenkens befreit, poltern sie im Oberton des Ignoranten alles nieder, was am Tisch eigentlich noch an Argumenten eingeworfen werden könnte.
Und leider bleibt von dieser verbalen Inkontinenz niemand verschont und viel von diesem Mist haften.

Als kleine regenerative Reinigungsaktion von derartiger Kakophonie, nun mal die Beschäftigung mit einigem, was als immer wiederkehrende Legenden seit Jahrzehnten die Runde macht…
Lets bust the myths!

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Vorhaltemaß
Man schießt, trifft nicht… und von irgendwoher kommt garantiert der Ruf „da musst’ 34 cm mehr vorhalten …“oder 14 cm vor die Latschen halten und gar is..!“

Tja, sind schon beneidenswert solche Menschen, die so genau ein Vorhaltemaß berechnen können…

UND JA ! natürlich kann man Vorhaltemaße berechnen.
Man braucht dazu nur exakte Daten ,wie:
Entfernung zum Ziel (der olle Pythagoras !!)
Flugwinkel
Geschwindigkeit des Zieles
Geschwindigkeit der Schrotgarbe und deren Geschwindigkeitsverlust von Mündung bis Ziel

Wenn das alles getan ist, entsteht noch die klitzekleine Frage, wie weit sind den die errechneten Maße optisch zum Korn der Waffe umzusetzen.
Schließlich ist das Ziel in der Luft und da wird das Entfernungssätzen UND das Längenschätzen schon mal schwierg.
Vielleicht hilfts, wenn man als Rechengrundlage den Laufdurchmesser nimmt?
JA geht.
Der verdeckt 30 cm auf 20 Meter. Gell… jetzt is es ganz einfach ?!

So und während Sie jetzt auf der Jagd rechnen, sitzen die Anderen schon beim Entenbraten.

Vergessen wird bei der ganzen Rechnerei eine medizinisch, neurologische Eigenheit :
Wir sehen das Ziel ,oder ein Objekt, niemals dort wo es ist! NIE!
Wir sehen nicht mal die Tür, durch die wir gehen, in Realzeit.
Das was unsere Netzhaut aufnimmt, differiert quasi durch die „Verarbeitung und Transport“
der optischen Daten um 1/10 Sekunde.
Was wir zu sehen glauben , ist das, was unser innerer Computer uns als „Zukunftsbild“ ausrechnet.
So entstehen zum Beispiel auch die bekannten optischen Täuschungen, zu denen es hier feine Beispiele gibt:
optische Täuschungen

besonders anschaulich ist das auf dieser toll animierten Webseite

Verlassen sie sich also auf sich selbst!
Unser innerer Computer rechnet das Vorhaltemaß auf Erfahrungsbasis und der optischen Information aus, setzt das ganze in Bewegung um ,kombiniert dies mit Daten aus dem Muskelgedächtnis, agiert mit erlerntem Anschlag und Schwung und …
…padautz die Ent’ ist tot!

Deswegen ist Flintenschießen eine Tätigkeit, die auf praktischer Erfahrung basiert und nicht am Rechner oder in Büchern gelernt werden kann.
Je mehr geschossen wird, desto mehr Erfahrungswerte werden gespeichert und können mit aktuellen Daten aus der Zieloptik( Auge) in Aktion umgesetzt werden.

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Schiesskinos sind wie reale Jagd

Übung macht den Meister !
Leider kann in diesem Land bei weitem nicht soviel geübt werden wie früher.
So wurden ,dankenswerter Weise, immer mehr Schießkinos eröffnet, die eine wunderbare Möglichkeit bieten ,den Schuss auf bewegliche Ziele zu üben.

Bei den heute immer mehr notwendigen Drückjagden ist die auch höchst empfehlenswert.
Doch sollte man sich hüten, dem bewegten Kinobild zuviel Realismus zuzugestehen.

Das Schießen auf unterschiedliche Entfernungen wird hier nur angedeutet !
Alle Ziele laufen auf einer horizontalen Ebene und somit bleibt die Entfernung immer gleich.
Die räumliche Tiefe wird durch das Bild vorgegaukelt.
In Wirklichkeit ist das Ziel nur kleiner.

Selbst der Flintenschuss soll realistisch in einigen Kinos simuliert werden.
Allein auch hier:
Egal was der Film zeigt, das Ziel fliegt IMMER auf einer Ebene.
Kein Tiefenwinkel und damit auch kein wirklicher Lerneffekt für die Jagd.
Das Üben im Schießkino mit der Flinte mag zum Erlernen der Waffenhandhabung taugen, ansonsten sind immer der Freiluftschießstand und reale Ziel zu bevorzugen.

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Mit Leuchtkornen lässt sich besser Zielen

Bei den optischen Täuschungen waren wir schon.
Jetzt kommen wir auch noch in das weite Feld der Beutelschneiderei !

Das Korn dient dem Auge nur und ausschließlich, im periphären Sehbereich.
Das Auge nimmt also das Korn war, drängt es aber aus dem Fokus ,der sich auf das Ziel richtet.
Heißt für den Schützen: „Ziel scharf sehen, nicht das Korn“

Zieht das Korn nun z.B. durch einen langen Leuchtstab zuviel Licht, überstrahlt also den Hintergrund, fokussiert das Auge aufs Korn und nicht auf das scharf zu sehenden Ziel. Somit bekommt das Auge falsche Information und der „Zielcomputer Hirn“ rechnet verkehrt.

Das Korn dient dem Auge als zu berechnender Endpunkt eines exakt im Verhältnis zu einem Ziel, zu schwingenden Gegenstandes
Bei schlechten Sichtverhältnissen sollte das Korn erkennbar sein, was eine entsprechende Farbgebung erreicht.
So merke man,dass nicht jedes farbige Korn ein Leuchtkorn ist…!
Zentimeterlange Leuchtstäbe freuen Verkäufer…sind aber ansonsten schädlicher Schrott .
Wer dennoch damit trifft, trifft trotz der Verwendung dieses Unsinnes und nicht deswegen.

Mit Querflinten schwingt es sich besser…weil die Läufe neben einander liegen

Ja, manchmal schon und nein, manchmal nicht.
Das liegt dann immer an der gesamten Gewichtung, der Balance , der Schäftung und dem Gewicht der Flinte.
Niemals an der Tatsache, dass die Läufe nebeneinander liegen und somit geringeren Luftwiderstand haben.
Auch das immer wieder gehörte Argument, dass Sport BDF eine ventilierte Zwischenschiene haben, um sie schneller zu schwingen, ist amüsanter Unsinn.
Die ventilierte Zwischenschiene dient dem „Temperaturmangement“ bei Flinten die hohe Schusszahlen vollbringen müssen.

Um den Luftwiderstand eines 12er Flintenlaufes zu bewältigen benötigen wir 0,00006579 PS
Also …ich trau mir auch das Doppelte zu und werd sicher nix merken…und Sie?

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Blei ist Blei….

NÖÖÖÖ is so nich!

Keine Sorge ,nicht schon wieder Weicheisen kontra Blei.
Nur wer denkt, dass alles was in den Hülsen der Patronen steckt, gleich ist, täuscht sich gewaltig.
Der Anteil an Antimon ist ,nach dem Verwendungszweck, unterschiedlich:
Bei Trap sinds 6%,bei Skeet 4 % und bei der Jagdpatronen bei der weniger Brechkraft als Energieabgabe gewünscht ist, sinds nur noch 2 %.

Is das wichtig?
Für manche schon…zum Beispiel wenn festgestellt werden soll, ob Seeadler Splittern vom Büchsengeschoß aufnehmen, oder die Kontamination von schlecht geschossenem und verludertem Wasserwild stammt… 😉

Blei auf Wasservögel ist über Land erlaubt.

Das diesjährige Highlight des „hunting legends“,wird mit Begeisterung weitergetragen und sinnentleert nachgeplappert.

Lassen sie sich nicht kirre machen, Wasserwild heißt Wasserwild weil’s am und auf dem Wasser lebt.
Im Zweifelsfalle dem rechtsstaalichen Ordnungs – Exekutor nachzuweisen, dass der Enterich mal einen Ausflug ins Hochgebirge machen wollte, scheint mir recht abwegig.
Vielleicht ein Spass für Hobbyrechtsanwälte…mir, wäre das zu doof.

Bleiben wir dabei, rechtstreu zu jagen…um so weniger Angriffsflächen haben unsere Gegner.

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Kommen wir jetzt zu meinen „all time favorites“ was dämliche Weisheiten betrifft:

Schrotgarben ziehen…

Sicher schon mal beim Ausbilden von Jungjägern gehört…aber sogar schon bei renomierten Tiroschützen, diversen Pullern Land auf – Land ab, und immer wieder von possierlichen Plappermäulchen, die auch noch das dümmste Zeug nachschwatzen , wenn’s denn nur grün verpackt ist.

Kern der intelligenzbeleidigenden These ist:
Man könne durch schnelle Bewegung der Laufmündung BEIM Schuß , die aus dem Lauf austretende Schrotgarbe in ihrer horizontalen Streuung „ziehen“.

Der hirnbefreite Ratgeber verbeispielt das ganze mit dem Gebrauch eines Gartenschlauches, dessen schnelle Hin und Herbewegung ja auch das Wasser horizontal verteilt.
HOSSA ! Da hört man Millionen gegrämter Physiklehrer in ihren Gruften rotieren!

Vielleicht sind’s fehlgeleitete Jugenderinnerungen geronter Gymnasialabbrecher..
…Knaben kennen das Geheimnis des Strahles ja auch aus winterlichen Bubenspielen, in denen Rechtschreibkenntnisse und praepubertärer Harndrang, sowie eine kreative Farbgestaltung des Schnees eine Rolle spielen…

Nun…hier, natürlich beim Schießen und nicht bei den Bubenspielen, gibt’s einen klitzekleinen Denkfehler:
Die Schrotgarbe ist zu klein, zu kurz und viel zu flink, als dass unser Waidmannshansi seine Flintenmündung adäquat so schnell bewegen könnt, wie weiland seinen Pillermann.
Als Eckdaten :
Mündungsgeschwindigkeit 400 Meter pro Sekunde
Länge der Garbe beim Verlassen der Mündung ca. 3cm

Das ist soooo schnellll ! Zu schnell für uns alle!…selbst für die Dampfplauderer und Buabaspitzle…

Großartiges Video davon, auf den famosen Seiten der Firma für Messtechnik KurzzeitMehl

Noch ein feiner Spass aus der Werbeabteilung und den unergründlichen Tiefen menschlicher Selbstüberschätzung:

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Die Zündverzugszeit der modernen ultraschnellen Schlosse.

Zugeben, die Zündverzugszeit war ein Problem der Waffenentwicklung als noch Luntenschloß ,Steinschloss, Perkussion und Hammergun das Leben des Flintenschützen bestimmte.

Dann wurd’s aber besser und heute, seien wir ehrlich, heute machts unverzüglich Bum, wenn wir auf den Abzug unserer Flinte drücken.
Kein Warten und kein Zögern, langsam sind wir ja selbst genug…denn da ist ja die
Reaktionszeit des Schützen, …und die ist meist etwas geruhsamer, als die Zeit die zwischen der Freigabe der ersten Spannrast bis zum Zünden der Patrone benötigt wird.
OK, alles messbar …aber eben nicht wirklich nutzbar?

Allein der zweite Schuß , der „follow up“ wäre eine Messung wert, doch auch die ist lässlich,denn der zweite Schuß richtet sich im Zeitablauf immer nach den Ziel und nicht einer „Feuerkadenz“.
Man sagt, dass wahrlich erstklassige Schützen die Vorteile der schnellen Zündverzugszeiten nutzen können.
Dies sei ihnen gegönnt und geglaubt und sie fröhlich zum Beweise ermutigt.
Bietet dies doch wieder herrlich Gelegenheit, auch für kommende Generationen Stammtischlegenden zu bilden, Kunden übern Tresen zu ziehen und der ganzen ollen Physik die lange Nase zu drehen…

Bunduki

…to be continued….

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