Cordoba statt Leder…. Schinken und anderen Transportmöglichkeiten

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Wie weit die Lektüre des Flintenblogs verbreitet ist, wurde mir durch die Geschichte meines lieben Freundes Keyser Soze (einer der vielen undercover-bundukis*) bestätigt , die hier recht gut zum Thema passt…oder auch nicht 😉

„auf einem Stand in C. sitzen zwei und unterhalten sich über das „Cordoba-training“.
Kommt vom Nachbartisch der Kommentar: Cordoba ?!… kenn ich, aber Leder is besser“

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Kürzlich stand ich auf einem großen Flughafen Italiens und nahm die Gepäckstücke von Cordobafreunden entgegen.
Taschen,Koffer,Kisten in allen Varianten, Preislagen und Materialien.
Da fiel mir wieder mal auf, wie viele Wege des sicheren Transportes von Waffen wir heute in Erwägung ziehen müssen.

Erwähnen wir mal gleich zu Anfang die selten dämlichen Bestimmungen unserer gesetzgeberischen Laienspielschar : kleines Vorhangschlößchen dran und sicher ist’s in Angies Schlummerland.
Damit sei dieses Thema abgehakt!

Also zur Sache: zum Transport der Schätzchen.
Drei Grundarten der Beförderung setzen schon mal unterschiedliche Bedingungen fest.
A. Flugtransport
B. Autotransport
C. Auf der Jagd

Spielt bei B Gewicht eine untergeordnete Rolle, kann dies bei A schon recht üppig aufs Budget drücken.
Und bei C entscheidet Wetterfestigkeit über alle anderen Kriterien der Auswahl.

Und groß ist die Auswahl an Transportmöglichkeiten.

A
Gehen wir zunächst auf die Koffer los, sind sie doch das adäquate und vorgeschriebene Transportmittel bei Flugreisen nach Cordoba und in den ganzen Rest der Welt.

Die Fluglinien schreiben ein festes Behältnis vor, und auch die Versicherungen bestehen auf professionellen Transport.
Somit haben wir die Wahl zwischen Kunststoff und Metall.
Beides sieht nicht sehr toll aus erfüllt aber seine Aufgaben perfekt.

Bei Globetrottern speziell Kameraleuten und Fotografen beliebt, sind Pelicases in allen Größenrdnungen.

Wasserdicht und luftdicht, bombastisch in den Ausmaßen und sogar schwimmfähig gibt es keinen Grund mit diesen Dingern nicht die nächste Sintflut zu überstehen.
Allein ihre gigantischen Ausmaße mit dem gewaltige Polster im Inneren ,schränkt den weiteren Umgang mit diesen Stabilitätsmonstern ein.
Man sollte sich auch mal vorstellen, wie man so ein Ungetüm in ein Taxi zwängen will oder wie es sich in einem kleinen Wasserflugzeug macht.

Mindest ebenso stabil, wesentlich kleiner und durch Maßanfertigung höchst individualisierbar sind die Alu Koffer der Firma Eisele.

Alles andere als billig, aber absolut preisgerecht, präsentiert sich deutsche Handwerksarbeit vom feinsten.
Bombenfest verschließbar trotzen sie allen Strapazen, und zeigen stolz nach einigen Reisen ihre zahlreichen Beulen. Unkaputtbar!…und was wichtig ist: Service wird großgeschrieben.

Keine Beulen, keine vorstehenden Schlösser, dafür durchgehende Scharniere und geringes Gewicht präsentieren die berühmten Koffer von Negrini.

Längst Standard als Zugabe bei einigen Waffenfirmen sind sie auch für mich erste Wahl.
Hochfester aber elastischer Kunststoff, mit raumsparender Einteilung im Inneren und unverwüstlichen Beschlägen machen diese Koffer zum winner.
Dass sie die preiswertesten sind scheint mir kein Mangel.
In 20 Jahren Reise rund um den Globus sind sie die einzigen, die ich heute noch verwende und die alle Reisen unbeschadet überlebten.

Bekannt und weit verbreitet sind bei uns auch Koffer von emmibi und deren Nachahmern.
Leider konnten weder mich, noch meine Freunde diese Koffer überzeugen.
Zwar sehen sie in diversen Leder oder Canvas –bezogenen Versionen recht attraktiv aus…dennoch bleibt Sperrholz nicht ideal zur Aufbewahrung von hochfeinen Waffen und Klebeflächen sollten sich auch nicht bei Hitze und Feuchte auflösen.

Bei Fluggepäck ist immer auf Unscheinbarkeit zu achten.
Leder oder feines Holz machen schnell Langfinger aufmerksam.
Ebenso sollten bunte Waffenaufkleber oder Lackierungen mit Firmenschriftzügen bei Waffenkoffern vermieden werden.

Irgendwann passierts auch Ihnen und der Koffer fliegt woanders hin als sein Besitzer.
Deswegen schicken besonders erfahrenen Cordoba Jäger ihre 2 Flinten nie in einen Koffer, sondern geben lieber 2 Gepäckstücke separat auf.
Fehlleitungen beim Gepäck sind meist eine Verkettung von technischen und menschlichen Fehlern mal spielt die unterirdische Transportbänderführung verrückt,mal ist’s die mit Barcode und 3lettercode versehene Gepäckbanderole .
Mit 2 Waffenkoffern mindert man das Risiko auf 50 %.
Auch richte man sich nach den 2 Grundregeln des Eincheckens.
1. nie als erster, nie als letzter einchecken
2.immer genau darauf achten, dass richtig gelabelt wird (korrekter 3 Flughafencode auf der Gepäckbanderole)

Und zur allgemeinen Beruhigung.
Vermisste Waffen tauchen meist nach 2-3 Tagen wieder auf.
Man kann dabei helfen sie zu finden , in dem vorsorglich innen und aussen Anschriften und Kontakte ( int. mobilnr) angegeben sind ( sollte aber nicht die Telefonnummer der leerstehenden Heimatadresse in Großbuchstaben sein !!!).

Gegen Langfinger nutzt nur das Auftreten in „low profil“ etwas.Nicht den reichen Protz rauskehren,sondern unauffällig und unscheinbar bleiben…auch beim Gepäck.

Um seinen Flintenkoffer perfekt zu camouflieren und gleichzeitig die Anzahl der Gepäckstücke zu reduzieren,schuf man bei der Ulmer Firma Anschütz vor Jahren die ultimative Reisetasche für den Jäger und Flintenschützen.
Stabil und besser verarbeitet als eine edle Eagle creek und hochgradig durchdacht. Der Boden der Tasche war zu Aufnahme eine kompletten Flintenkoffers ausgerüstet und dimensioniert.
Bis heute meine bevorzugte Reisetasche.
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Bedauerlicheweise ist diese Tasche wohl nur noch in Restbeständen erhältlich.Ein Pendat,wenn auch wesentlich teurer, gibts heute bei Orvis in USA.

Genauso erfinderisch zeigten sich die Ulmer bei Waffenkoffern und schufen den leichtesten und stabilsten Waffenkoffer der Welt aus dem Edematerial Carbon.
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Innovation made in Germany …und Handel und Verkauf ignorierte blasiert diese Produkte bis sie eingestellt wurden…:Frustration made in Germany.

Allerlei Plastik wird heute unter den abenteuerlichsten Namen als Fluggepäck angeboten.
Versender preisen sogar Billigboxen für unter 50 euro als flugtauglich an.
Zu bedenken gebe ich folgendes:
Fluggepäck hat die Aufgabe sehr wertvolles Gut sicher zu schützen .Da sollte das beste gerade gut genug sein.
Einwegnamen die im diesjährigen Vertriebsprogramm plötzlich ganze Seiten einnehmen und nichts anderes als billige Koreaware verschleiert, ist mir persönlich nicht gut genug meine wertvollle Waffe zu schützen .

Hervorstehende Billigschlösser,vernietete Wackel-Griffe,Scharniere aus dem schwedischen Bauhaus mit kurzen weichen Bolzen,Alurahmen aus billigstem Asiaüberschuss und sprödes Plastik statt zweckgebundenem ABS Kunststoff, sollten schon mal als Kriterium ausreichen,derartiges Behältnisse dem Verkäufer auch noch zur nächsten Inventur oder Versteigerung unter Preis im Internet zu überlassen.

Noch ein Tip bei der heutigen Sicherheits-Hysterie:
Auf alle Fälle sollten Sie es sich schon bei der Planung jeder Reise zueigen machen,die Luftfahrtgesellschaft über deren Transportbedingungen zu befragen und sich deren Transportauflagen UND Preise schriftlich geben zu lassen!
Oft spart dies Zeit,Geld und Unannehmlichkeiten!

B
Die Zuhausegebliebenen brauchen sich nicht zu grämen .Auch ihnen ist es aufgetragen ihre Waffen im Auto sicher vor bösen Buben und vor allem sich selbst in einem Behältnis zu transportieren.
Anders als beim Fluggepäck ist Gewicht nun keine Sorge mehr und auch Stabilität brauchen einen nur sekundär zu tangieren.

Wer’s gerne klassisch und mondän bevorzugt und sich daran erfreut neidische Blicke auf sich und seine Heckklappe zu ziehen,der kommt an einem Motorcase nicht vorbei.
Ebenso altmodisch, wie unpraktisch ,umweht einen sofort das Eau des Erfolgs und der sinnlosen Verschwendung.
Ja, sie sind wunderschön anzusehen, mit Leder und Messingecken,edlem Holz und viel Samt,doch besser als die 50 euro versandhauskisten aus Plastik sind sie eigentlich nicht.

Auch im Auto kann so ein Koffer bei Bremsmanövern übel durch die Gegend sausen.
Eine einfache Befestigung mittels Kabelschloss oder ein verrutschsicher Platz verhindern
Beschädigung an Waffe,Gefährt(in) und Chauffeur .
Verantwortungsvolle Hersteller wie Eisele denken da mit und liefern ihre Produkte mit entsprechenden Ösen aus.

Wer ein edles Jagdmobil der hubraumstarken Klasse bewegt, kann sich, von deutschen Handwerksbetrieben mit eigener Fantasie und deren Können ,wunderfeine Aluboxen für Waffe und Ausrüstung bauen lassen.
Diese dann in den 4×4 Boliden gebaut, sind wohl die teuerste, prächtigste ,aber auch praktischte Lösung sein Gerödel aufgeräumt ins Revier zu bringen.
Alukofferbau

C
Angekommen im Revier oder auf der Jagd stellt sich oft die Frage wie die Waffe nun weitergeschleppt werden muss.
Unseren Cordobajägern wird von ihrer Estancia natürlich ein Futteral zur Verfügung gestellt, damit der Transport auf „englisch“ erfolgen kann.
In vielen Ländern sind Riemenbügel nämlich verpönt und man trägt (lässt tragen) die Flinten im Doppelfutteral zum Stand.

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Sieht man dies in Spanien, England, Italien und eben auch in Argentinien wird man oft blass vor Neid ,wenn man die edle Futterale aus Leder näher examiniert.
Festes, aber dennoch geschmeidiges Sattelleder, edel aber dezent geschmückt, schützen Flinten perfekt gegen Stöße und der Schliff des Leders und seine Imprägnierung und Dicke bilden einen Panzer gegen Regen und Witterung.
Auch eine heißgeschossene Waffe wird man ohne zu Zögern in ein solches Futteral schieben, denn drinnen fusselt nicht etwas Kunstpelz, und es schwitzt auch nicht das bei deutschen Vertreibern beliebte Schaumgummi .
Lammfell ist nichts was Rost an eine Waffe trägt…und so soll es sein.

Man kann unterscheiden, ob Einzel- oder Doppeletui, oder als separierbares Doppelfutteral, dem ich jederzeit den Vorrang gebe.
Und als Tip des Tages für alle Spanienurlauber:
Wer sich diesen Sommer auf dem Festland rumtreibt,ist nicht schlecht beraten nach Sattlereien und kleinen Lederschneidern zu suchen.Im Hinterland des Urlaubszirkusses gibt es viele Meister, die für sehr kleines Geld (gemessen an unseren deutschen Preisen) exquisite Arbeiten nach Maß und von der Stange liefern…

Schämen muß man sich, ob des Angebots von asiatischen und osteuropäischem Billigramsch welches als Gewehrfutteral bei uns allenthalben ungeniert angeboten wird.

Und um den Scherz in der Einleitung zu wiederholen:
„Richtig: besser Leder als Cordoba…sorry Cordura natürlich.“

Zwar werden wir mit Cordura-produkten überschwemmt und es wird als leicht und unverwüstlich angepriesen…doch ein Schutz stellt es aufgrund seiner Eigenstabilität nicht dar, die Futter sind meist drittklassig schwitzende Billigschäume oder fusselnde Kunstfasern, die Verarbeitung leider oft lausig.
Allerhöchstens tauglich, um die Waffe gesetzmäßig vor ihrem eigenen Besitzer mit eine Vielzahl an angetackerten Vorhangschlösschen zu schützen.
Eine laue Hülle …weiter nichts.

Was eine teure Jagdwaffe gegen Stoß, Witterung und Kondensation schützen muss, sind Materialstärke, Wetterfestigkeit und Naturstoffe.

Und genau aus diesem Grund gilt meine Liebe den alten „Schinken“ unserer Großväter.
Sie waren die Ultima Ratio und sind selbst als Fluggepäck tauglich.
Glücklich, wer noch solche Schinkenkoffer sein eigen nennt.

Nicht damit zu verwechseln sind sie mit den heute wieder angebotenen soften Schinkenfutteralen, die zwar von der Größe her recht praktisch sind, denen aber leider nur allzu oft die notwendige Stabilität der alten, steifen Prachtstücke fehlt.
Empfehlenswert sind diese Etuis aber denjenigen glücklichen die den Zwang des Hartkoffers beim Reisen entkommen sind.
Wer also im kuschligen Privatflieger reist und seine Flinte im Businessgepäck mit unterringen kann,will oder muss ,der darf sich bei den zahlreichen hispanischen und italienischen Lederschneidern ein passendes Etui für seinen Liebling,passend zur sandfarbenen Garderobe vom Safari Store schneidern lassen.
img_2057-mittlere-webansicht.jpg„glücklich ist ,wer vergisst, dass er gerade pleite ist“ 😉

Hier nun eine kleine Auswahl an links mit Herstellern, die als gute Beispiele für Qualität
(leider nicht immer für günstige Preise) stehen..
edle Stücke aus den USA HUEY

My personel favortite: Lederarbeiten made in Spain el Molino

Einer bei dem es auch etwas teurer sein darf A.Mareuil

Um bei Zubeör mal auf den Geschmack zu kommen
ORVIS hat immer was … zu den Themen Jagen Fischen Reisen

Bedauerlich dass es nur eine Handvoll an deutschen Händlern gibt, die hochwertige Lederwaren und Transportkoffer führen. Dabei ist die IWA jedes Jahr voll von den besten Herstellern und ihre Stände immer fest umlagert …mit ausländischen Einkäufern und
privaten Schnäppchenmeiern.

Bunduki

PS:
Das Foto mit dem etwas anderen Flintenkoffer(wägelchen) am Anfang ist ein Produkt der Fa. Cal Graf.spezialisiert auf eher ungewöhliches Zubehör…

* warum undercover-bundukis? weil bunduki für einen viel zu gut ist…the evil is always and everywhere! (EAV)

PPS.
Ja, ich weiß, es gibt viel andere Firmen die plötzlich auch genannt werden möchten…allein, der Flintenblog ist kein Werbeportal …
und wer für seine Produkte Werbung machen will, kann sich an darauf spezialisierte Firmen wenden.

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